Der ungarische Außenminister Peter Szijjártó wurde Anfang November positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich derzeit in Quarantäne. Wie er gegenüber RT mitteilte, müsse er auf ein negatives Ergebnis warten und drei Tage symptomfrei sein, um seine Quarantäne beenden zu dürfen. Außer einer Lungenentzündung habe er alle Symptome von COVID-19 gehabt, sagte Szijjártó. Derzeit gehe es ihm langsam besser, doch das Virus habe ihn ziemlich geschwächt. Während er früher etwa 15 Kilometer am Stück laufen konnte, mache ihn jetzt schon der Gedanke an Sport müde, scherzte der Politiker. "Ich würde jedem vorschlagen, diesem Virus auszuweichen", resümierte er. "Die Symptome ändern sich sehr schnell, man kann nichts vorhersagen".
Zur aktuellen Corona-Lage in Ungarn sagte Szijjártó, dass das Land zwei Ziele verfolge: Einerseits wolle man die Bürger schützen und andererseits die Wirtschaft am Leben erhalten. Außerdem dürfe das Gesundheitssystem nicht überlastet werden – dafür traten am Mittwoch strenge Maßnahmen in Kraft. "Was wir vermeiden wollen, sind Bilder, die wir im Frühling aus großen, reichen Ländern gesehen haben", erklärte Szijjártó. Unter anderem bestehe eine nächtliche Ausgangssperre, Schulen und Universitäten müssen vom Präsenz- zum Digitalunterricht übergehen. Die Maßnahmen erstrecken sich außerdem auf die Schließung von Theatern, Museen, Fitnessstudios, Freizeiteinrichtungen und gedeckten Schwimmbädern. Sportveranstaltungen dürfen nur ohne Publikum stattfinden. Hochzeiten dürfen nur im engen Familienkreis abgehalten werden, an Begräbnissen höchstens 50 Menschen teilnehmen. Familientreffen und private Veranstaltungen sind auf höchstens zehn Teilnehmer beschränkt.
Wenn es um Menschenleben geht, sollten politische Aspekte außer Acht gelassen werden, so der Politiker. Inmitten der weltweiten Gesundheitskrise sollten Länder mehr zusammenarbeiten und einander helfen, anstatt sich gegenseitig auf politischer Ebene anzugreifen:
Internationale Zusammenarbeit ist sehr wichtig, wenn es zum Beispiel um Impfungen geht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Thema Impfungen überpolitisiert wird. Auch das sollte man vermeiden. Wir drücken allen Unternehmen und Ländern die Daumen, die mit der Entwicklung eines Impfstoffes vorankommen – egal in welchem Land. Wir haben Interesse an einer Entwicklung der Impfstoffe in den USA, in Europa, in Russland und in China.
"Je mehr Impfstoffe, desto besser", betonte der Außenminister dabei. Daher verhandele Ungarn mit allen Ländern, auch mit Russland. Eine erste kleine Lieferung aus Russland könne bereits im Dezember, eine größere im Januar eintreffen, sagte Szijjártó. Diese Chargen sollen dann in Ungarn klinische Studien und das Impfstoffzulassungsverfahren abschließen. Dass der russische Corona-Impfstoff "Sputnik V" nach vorläufigen Ergebnissen zu 92 Prozent wirksam ist, seien gute Nachrichten, so der Politiker. Er unterstrich, dass die Verhandlungen mit Russland nicht nur den Kauf des Impfstoffes vorsehen. Man wolle in Ungarn das Vakzin zumindest teilweise auch selbst produzieren. Auch über den Erfolg der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer sei man in Ungarn sehr erfreut, man zeige auch an diesen Medikamenten Interesse. "Wir verstehen, dass die einzige Lösung in dieser herausfordernden Situation ein Impfstoff ist", sagte der Minister. Alles andere sei lediglich eine Übergangslösung.
Gerüchte, wonach EU-Mitgliedsstaaten keine Corona-Impfstoffe aus Ländern außerhalb der EU kaufen dürfen, seien unwahr, betonte Szijjártó. Jedes Land könne selbst entscheiden, welche Impfstoffe für den nationalen Gebrauch eingekauft werden. Er hob hervor, dass Ungarn selbst über konkrete Partner und Lieferverträge entscheiden werde:
Wir werden es definitiv niemanden erlauben, Druck auf uns auszuüben, damit wir nicht mit unseren osteuropäischen Kollegen verhandeln.
Insgesamt haben sich in Ungarn seit Beginn der Pandemie 122.863 Menschen mit dem Virus SARS-CoV-2 angesteckt, das die Krankheit COVID-19 auslösen kann. 2.697 Menschen starben im Zusammenhang mit der Erkrankung.
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