Slowakei hatte Österreich vor Wien-Attentäter nach versuchtem Munitionskauf gewarnt

Der mutmaßliche IS-Terrorist, der für den Terrorangriff am 2. November in Wien verantwortlich ist, soll versucht haben, in der Slowakei Munition zu kaufen. Die Slowakei habe die österreichischen Behörden nach dem versuchten Kauf im Juli gewarnt, so die slowakischen Behörden.

Der 20-jährige albanische Terrorist soll nach Angaben der slowakischen Behörden im Sommer dieses Jahres versucht haben, in der Slowakei Munition für seine Kalaschnikow A-47 zu kaufen.

Nachdem jedoch ein Verkäufer seinen Verdacht an die slowakische Polizei weitergeleitet hatte, informierten die slowakischen Behörden ihre österreichischen Kollegen.

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Der slowakische Innenminister Roman Mikulec bestätigte im Gespräch mit dem slowakischen Fernsehsender Joj, dass der Islamist Mitte Juli in die Slowakei reiste, um dort Munition zu kaufen. Österreichs Polizei, die dem Innenminister Karl Nehammer unterstellt ist, war also bereits im Sommer darüber informiert, dass sich der verurteilte Terrorist während seiner "Probezeit" nach der vorzeitigen Entlassung mit Munition eindecken wollte. Auch die slowakische Polizei bestätigte via Facebook diese Version:

Der österreichische Innenminister Karl Nehammer hat auf einer heutigen Pressekonferenz um 16 Uhr ebenfalls bestätigt, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) vom slowakischen Geheimdienst über den versuchten Munitionskauf des 20-jährigen Wiener Terrorattentäters informiert wurde - aber "in weiteren Schritten offensichtlich in der Kommunikation etwas schief gegangen ist".

Über die Grenze zum Munitionskauf

Die Wiener kaufen gerne in der Slowakei ein. Niedrige Sprit- und Zigarettenpreise locken zahlreiche Hauptstädter jedes Wochenende über die slowakische Grenze. Nach einem Bericht der slowakischen Tageszeitung Denník N. soll auch der Terrorist Mitte Juli gemeinsam mit einem mutmaßlichen Komplizen mit dem Auto seiner (kosovarischen) Mutter in das Nachbarland gefahren sein, um sich Patronen für seine AK-47 zuzulegen.

Kauf scheiterte – kein Waffenschein

Weil der Albaner, der eine nordmazedonisch-österreichische Doppelstaatsbürgerschaft besitzt, keinen Waffenschein hatte, scheiterte der Kauf. Der Käufer kontaktierte die Polizei, weil ihm die beiden Jugendlichen verdächtig vorkamen. Die slowakische Polizei informierte daraufhin die österreichischen Kollegen. Die dürften jedoch nicht darauf reagiert haben, dass der am 5. Dezember 2019 frühzeitig aus der Haft entlassene Islamist seine Kalaschnikow mit Munition ausstatten wollte. Wie der Terrorist letztlich dennoch an Patronen kam, ist derzeit noch nicht bekannt.

Am 2. November wurden bei dem islamistischen Terrorangriff im "Bermudadreieck" in der Innenstadt von Wien vier Menschen getötet und 22 teilweise schwer verletzt.

Frankreich-Terroristen kauften Waffen in der Slowakei

Es ist nicht das erste Mal, dass die Slowakei in Bezug auf Terroranschläge in Europa mediale Erwähnung findet. So stammten auch die Waffen jener islamistischer Terroristen, die im Jänner 2015 die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo attackierten aus der Slowakei.