Die 17-jährige Greta Thunberg soll voraussichtlich am 9. Dezember einen Tag lang als Chefredakteurin von Dagens Nyheter (Tagesnachrichten, kurz DN) eine Zeitung nach ihren Wünschen publizieren.
Die Einladung hierzu erhielt Thunberg vom derzeitigen Chefredakteur der Zeitung Peter Wolodarski. Jemand in der Redaktion habe die Idee dazu gehabt. In einem kritischen Meinungsartikel zu dieser Entwicklung aus dem schwedischen Expressen, verfasst von der politischen Journalistin Elisabet Höglund, wird gemutmaßt, die Idee könne von Björn Wiman stammen, der zwar bei Dagens Nyheter für den Bereich Kultur zuständig ist, dem Höglund aber vorwirft, mehr über das Thema "Klima" als über "Kultur" zu schreiben.
Für die ehemalige SVT-Reporterin Höglund ist die Entscheidung bei der DN-Zeitung nicht nachvollziehbar:
Was mich interessiert, ist, dass eine Zeitung mit einer so hohen Glaubwürdigkeit wie DN und der Tatsache, dass sie ein wahrer Verfechter der Redefreiheit ist, ein so schlechtes Selbstvertrauen hat, dass sie eine 17-Jährige anstellt, um den Inhalt der Zeitung zu bestimmen und zu gestalten.
Höglund kritisiert den allgemeinen Umgang mit Thunberg. Zwar mögen Einige die "apokalyptischen Prophezeiungen" Thunbergs nicht, aber niemand wage es, dies öffentlich auszusprechen, um nicht als Klimaleugner abgestempelt zu werden.
Der Vorwurf Thunbergs an die schwedischen Medien, sich nicht genug dem Kampf für das Klima verschrieben zu haben, hält sie für unangebracht. Es werde ständig über den Klimawandel berichtet. Jetzt aber dominiere COVID-19 mit den daraus erwachsenden Folgen für die Menschheit: Geschlossene Grenzen, steigende Arbeitslosigkeit, geschlossene Schulen. Dies seien Dinge, mit denen sich die Medien jetzt beschäftigen müssten.
Die Glaubwürdigkeit von Dagens Nyheter stehe mit Thunberg als Chefredakteurin auf dem Spiel:
Dies ist ein journalistischer Skandal, ein beispielloser Medienabsturz. Wer wird in Zukunft an DN glauben, wenn man weiß, dass sich die Zeitung unter Greta Thunbergs Federführung befindet, wenn die leitenden Chefs der Zeitung vor einer politischen Aktivistin kapituliert haben?
Jedoch rein rechtlich gesehen tritt Wolodarski die Verantwortung nicht an Thunberg ab. In einer Kolumne kündigt Wolodarski selbst in den DN-Nachrichten an, Thunberg werde gemeinsam mit einer Gruppe von Redakteuren eine besondere Ausgabe erarbeiten. Hierin geht der Chefredakteur auch auf die Sorgen ein, dass die Zeitung durch Thunberg ihre Unabhängigkeit verlieren könne. Auch von anderer Seite, so im schwedischen Aftonbladet, wird Kritik an Thunbergs neuer Rolle geübt.