Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hat es laut Medienberichten mindestens drei Tote und mehrere Verletzte gegeben. Bei den Todesopfern soll es sich um eine Frau und einen Mann handeln, über das dritte Todesopfer sind bis jetzt keine weiteren Informationen bekannt.
Unbestätigten Meldungen zufolge soll eine 70-jährige Frau in der Kirche geköpft worden sein. Ein Mann soll durch Messerstiche in den Hals getötet worden sein. Der Vorfall habe sich um etwa 9 Uhr morgens in der Nähe der Basilika Notre-Dame von Nizza ereignet, berichtete der Nachrichtensender BFMTV. Laut dem Sender soll der mutmaßliche Täter festgenommen worden sein. Er sei verletzt und in ein Krankenhaus gebracht worden.
Offenbar gab es Warnungen im Vorfeld des Anschlages. "Wir waren zwei, drei Tage lang gewarnt worden, dass mit dem Herannahen von Allerheiligen die Gefahr einiger weiterer Angriffe besteht, da einige Leute eine Verbindung zum christlichen Totenfest herstellten", sagte Gil Florini, Dekan der Pfarrgemeinde Nizza Centre, am Donnerstag gegenüber BFMTV. Er fügte hinzu:
Wir waren ein wenig auf der Hut, aber wir dachten nicht, dass es auf diese Weise geschehen würde.
Die Antiterror-Staatsanwaltschaft hat sich in die Ermittlungen eingeschaltet. In einer ersten Reaktion sprach Christian Estrosi, Bürgermeister von Nizza, von einem wahrscheinlichen Terroranschlag. Auf Twitter schrieb er: "Ich bestätige, dass alle Anzeichen auf einen Terroranschlag in der Basilika Notre-Dame von Nizza deuten."
Dann legte der Bürgermeister nach und schrieb: "Unser Land kann sich nicht länger mit den Gesetzen des Friedens zur Vernichtung des Islamo-Faschismus zufriedengeben."
Auf Twitter nannte der Abgeordnete Éric Ciotti von der gaullistischen UMP den Anschlag ein "sehr ernstes Ereignis".
Marine Le Pen, Vorsitzende von Rassemblement National, sagte gegenüber Journalisten: "Ich weiß nicht, wie viele Angriffe es dauern wird, bis die Regierung erkennt, dass wir eine Kriegsgesetzgebung brauchen, um auf den Krieg, der gegen uns geführt wird, zu reagieren".
Jean-Luc Mélenchon, Vorsitzender der linken Sammelbewegung France insoumise, erklärte via Twitter "seine bewegte Solidarität mit den Katholiken Frankreichs".
Innenminister Gérald Darmanin eröffnete ein Krisenzentrum in Nizza. Staatspräsident Emmanuel Macron und Premierminister Jean Castex sollen auf dem Weg dorthin sein.
Die Polizei erklärte, dass die Situation mittlerweile unter Kontrolle sei und appellierte: "Wir dürfen nicht in Panik geraten." Im französischen Parlament wurde die Sitzung unterbrochen, die Abgeordneten legten eine Schweigeminute ein.
Der Präsident des Europäischen Parlaments, David Sassoli, rief die Europäer dazu auf, "sich gegen Gewalt und diejenigen zu vereinen, die versuchen, Hass zu schüren und zu verbreiten".
Der Rat der Muslime in Frankreich hat den Angriff scharf verurteilt. Die Organisation schrieb auf Twitter: "Als Zeichen der Trauer und der Solidarität mit den Opfern und ihren Familien rufe ich die Muslime Frankreichs auf, alle Maulid-Feierlichkeiten abzusagen, die in diesem Jahr am 28. und 29. Oktober stattfinden."
Maulid an-Nabī (auch Mawlid an-Nabi) ist ein islamisches Fest zu Ehren des Propheten Mohammed.
Der Sprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, nannte den Messerangriff in Nizza eine absolut furchterregende Tragödie: "Wir prüfen momentan den Bericht über die Tragödie, die sich in Nizza abgespielt hat. Das ist eine absolut furchterregende Tragödie."
Bundeskanzlerin Merkel zeigte sich in einem Tweet "tief erschüttert" und sprach ihre Solidarität mit der französischen Nation aus:
Auch Italiens Regierung hat Frankreich ihr Beileid ausgedrückt. Zugleich versicherte Außenminister Luigi Di Maio am Donnerstag auf Twitter, Rom unterstütze Paris im Kampf gegen den Terror. "Wir stehen dem französischen Volk nahe und teilen den Schmerz der Familien der Opfer", schrieb der Minister aus der Fünf-Sterne-Bewegung. "Italien lehnt jeglichen Extremismus ab und bleibt im Kampf gegen Terrorismus und gewalttätigen Radikalismus an der Seite Frankreichs."
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