Die Aussagen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan über den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dass er eine psychologische Behandlung brauche, riefen bei Josep Borrell Empörung hervor, die er am Sonntag auf Twitter zum Ausdruck brachte.
Borrell betonte dabei, dass die Staats- und Regierungschefs der EU beim Gipfel am 1. Oktober eine Erklärung über die beabsichtigte Wiederaufnahme des politischen Dialogs mit der Türkei abgegeben hatten. Dieser Schritt erfordere aber den politischen Willen der Türkei. Anderenfalls würde sich das Land weiter isoliert.
Unterdessen hat Bundesaußenminister Heiko Maas die Angriffe des türkischen Präsidenten gegen den französischen Staatschef als neuen Tiefpunkt bezeichnet. Deutschland stehe im Kampf gegen islamistische Extremisten "solidarisch an der Seite Frankreichs", betonte Maas am Montag in Berlin. Er äußerte auch großes Verständnis für den Abzug des französischen Botschafters aus Ankara.
Erdoğan hatte dem französischen Präsidenten im Streit über die Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed Islamfeindlichkeit vorgeworfen und Macron als Krankheitsfall bezeichnet, der sich untersuchen lassen müsse. Er reagierte damit auf Macrons Aussagen über den Islam im Zusammenhang mit dem Terroranschlag im Pariser Vorort Conflans Sainte-Honorine, bei dem ein 18-jähriger Islamist am 16. Oktober einen Lehrer getötet hatte. Nach dem Vorfall warnte Macron, dass die französischen Behörden einen aktiven Kampf gegen die Träger radikaler Ideologien und die von ihnen geschaffenen Assoziationen aufnehmen werden.
Macron rief daraufhin seinen Botschafter in Ankara für Konsultationen zurück. Das Verhalten der Türkei sei inakzeptabel, teilte Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian mit.
(rt/dpa)
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