Bereits Mitte dieser Woche hatte das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron vorgeworfen, antiislamische und antimuslimische Debatten für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Es sei das wirksamste Mittel für westliche Politiker, um eigene Fehler zu vertuschen, sagte Erdoğan am Dienstag nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Derartige Initiativen, die besonders durch Macron vorangetrieben würden, hätten etwa zum Ziel, Muslime "passiv", "kümmerlich" und "ängstlich" zu machen.
Nach der brutalen Ermordung des Lehrers Samuel Paty in Conflans-Sainte-Honorine hatten Macron und seine Regierung angekündigt, ihr Vorgehen gegen den "radikalen Islamismus" zu verschärfen.
Der türkische Präsident startete am Samstag nach Angaben der türkischen Medien einen erneuten Angriff auf seinen französischen Amtskollegen. So soll er bei einem Treffen seiner regierenden AKP am Samstag in der zentraltürkischen Stadt Kayseri gesagt haben:
Was ist Macrons Problem mit dem Islam und den Muslimen? Er braucht eine psychiatrische Untersuchung.
Weiter soll der 66-Jährige gesagt haben:
Was kann man zu einem Staatsoberhaupt noch sagen, das die Glaubensfreiheit nicht versteht und die Millionen von Angehörigen einer religiösen Minderheit in seinem Land so behandelt? Zunächst einmal wäre die Überprüfung seines Geisteszustandes nötig.
Anfang Oktober erklärte der französische Staatschef, der Islam befinde sich aufgrund des Aufkommens des Fundamentalismus weltweit "in der Krise". In derselben Rede stellte Macron eine Reihe von Schritten vor, die darauf abzielen, die säkularen Werte des Landes zu stärken.
Der türkische Präsident prangerte danach Macrons Haltung als "klare Provokation" an und warf ihm vor, den Islam ins Visier genommen zu haben, um sein innenpolitisches Versagen zu "vertuschen".
Nach dem Mord an Paty, der die ganze Nation schockiert, hatte die Regierung in Paris ihr Versprechen erneuert, hart gegen den radikalen Islam vorzugehen. Der Lehrer wurde am 16. Oktober in dem Pariser Vorort von einem jungen tschetschenischen Flüchtling enthauptet, weil er seinen Schülern im Rahmen einer Unterrichtsstunde über Meinungsfreiheit die Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte.
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