Französischer Premierminister: Lokale Lockdowns könnten mindestens bis Ende 2020 andauern

Der französische Premierminister Jean Castex erwartet weitere längerfristige Abriegelungen in ganz Frankreich, da die Zahl der Corona-Infektionen weiter zunimmt. Er empfiehlt den Menschen in seinem Land, ihr gesellschaftliches Leben einzuschränken.

Es werde in nächster Zeit keine Lockerung der COVID-19-Maßnahmen geben, teilte Frankreichs Regierungschef Jean Castex am Montag in einem Gespräch mit dem Nachrichtensender franceinfo mit.

Castex nutzte die Gelegenheit, um sich den Worten des französischen Gesundheitsministers Olivier Veran anzuschließen, der den Ernst der Lage unterstrich und die Menschen aufforderte, keine Dinnerpartys zu veranstalten und ihre eigenen Wohnungen zu reglementieren. Er betonte:

Die Realität der zweiten Welle ist da. Es darf keine weitere Lockerung geben.

Castex betonte die Wahrscheinlichkeit weiterer lokaler Abriegelungen bis mindestens Ende des Jahres, wobei Montpellier und Toulouse ab Dienstag um Mitternacht zur "Zone der höchsten Alarmbereitschaft" erklärt wurden.

Die beiden Städte folgen Paris, Marseille, Lille, Lyon, Grenoble und Saint-Etienne, die zuvor in die höchste Alarmstufe gesetzt wurden. Die lokalen Abriegelungen sollen 15 Tage dauern, bevor sie überprüft werden. In der Zwischenzeit, versicherte der Regierungschef, werde die wirtschaftliche Unterstützung der Regierung im Einklang mit den lokalen Absperrmaßnahmen ebenfalls verlängert.

Castex, der als Bürgermeister einer Provinzstadt mit 6.000 Einwohnern tätig war, bevor er im Juli Premierminister wurde, schloss zwar landesweite Abriegelungsmaßnahmen nicht aus, betonte jedoch, dass eine "allgemeine Wiedereinführung" um jeden Preis vermieden werden sollte.

Mit der Behauptung, dass die Franzosen den Rückgang des Virus verfrüht in Betracht gezogen hätten, kündigte der Premierminister an, dass Frankreich am 22. Oktober eine aktualisierte "StopCOVID"-Rückverfolgungsapp erhalten werde, wobei er zugab, dass die ursprüngliche App, die vor einem möglichen Kontakt mit COVID warnte, nicht effizient war.

Castex, der zuvor kritisiert wurde, weil er die App nicht selbst heruntergeladen hatte, versprach, dass er die aktualisierte App nach ihrer Veröffentlichung herunterladen werde.

Proteste und Widerstand gegen die verschärften Sperrmaßnahmen breiteten sich im vergangenen Monat in ganz Frankreich aus. Am Montag begannen Kirmes- und Zirkusleute, Busunternehmer und Taxifahrer mit sogenannten Schneckenaktionen, die den Straßenverkehr rund um mehrere französische Großstädte stören sollen.

In der vergangenen Woche wurden in Paris und Marseille neue Restriktionen angekündigt, die dazu führten, dass Anwohner auf die Straße gingen, um "den Tod ihrer Restaurants und Bars" zu betrauern, während die Stadtverwaltung von Marseille sogar einen eigenen wissenschaftlichen Rat einrichtete, um den Pariser Gesetzgebern etwas Kontrolle zu entziehen.

Frankreich ist mit mindestens 32.730 Todesfällen in Verbindung mit dem Coronavirus eines der am härtesten betroffenen Länder Europas. Am Wochenende meldeten die Gesundheitsbehörden etwa 43.000 vermeintliche Neuinfektionen.

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