Seit der letzten Augustwoche wurden 28 Flugzeuge der britischen Royal Air Force (RAF) an die russischen Grenzen im Schwarzen Meer und an die Küste der arktischen Kola-Halbinsel entsandt, die bisweilen in Fünfer-Gruppen operierten. An den Langstreckenflügen waren Taifun-Jäger, Voyager-Betankungsflugzeuge sowie Sentinel-Aufklärungsflugzeuge, RC-135 und Centri E-3-Langstreckenradar-Erkennungsflugzeuge beteiligt. Das berichtet die britische The Times.
Dabei flogen Taifun-Jäger Patrouillen am Himmel in der Nähe von Murmansk, wo sich die Hauptstützpunkte der russischen U-Boot-Flotte befinden. Zur gleichen Zeit gesellte sich die Sutherland, eine U-Bootjäger-Fregatte der Royal Navy, als Teil einer Gruppe von Schiffen aus den Vereinigten Staaten und Norwegen in diese strategisch wichtige Region.
Der hochrangige pensionierte Kommandeur der britischen Luftwaffe Andrew Brookes bezeichnete diese Operationen gegenüber der Zeitung als Reaktion auf "die jüngsten russischen Aktionen, wie die Vergiftung des Oppositionsführers Alexei Navalny und die Aktivierung der russischen Luftstreitkräfte am Himmel über dem Schwarzen Meer." The Times beschreibt Brookes als Veteran des Kalten Krieges.
Laut Wikipedia leitete Brookes ein Flugsicherheitsteam im Verteidigungsministerium und war Direktor einer Marschflugkörperbasis der RAF. Derzeit ist er für verschiedene Militärinstitute als Analyst tätig.
Wir zeigen Wladimir Putin, dass wir das leere Gerede aufgegeben haben. Wir sind bereit, ihn zu konfrontieren – von Angesicht zu Angesicht", sagte Brooks. "Es ist ein Zeichen dafür, dass wir aufgehört haben, über Vergeltungsmaßnahmen zu sprechen und endlich zu Taten übergegangen sind. Wir dringen in Russlands tiefes Hinterland vor und widersetzen uns seinem aggressiven Verhalten."
Eine Quelle im britischen Verteidigungsministerium sagte gegenüber The Times:
Die Luft- und Seepatrouillen treiben Russland in den Wahnsinn. Als Reaktion darauf setzen sie ihre Kampfjets, Schiffe und U-Boote in Bereitschaft, was es britischen Spionageflugzeugen ermöglicht, durch Abfangen ihrer Radar- und Funksignale Informationen zu sammeln. Während des Kalten Krieges wurden solche Aktionen "Iltisjagd" genannt, ähnlich wie ein Iltis, der in einen Kaninchenbau gelassen wird, um zu beobachten was passiert. Das zwingt die Russen, auf unsere Aktionen zu reagieren, nicht umgekehrt.
Laut einer hochrangigen Geheimdienstquelle würden die gesammelten Informationen den Spezialisten des britischen Verteidigungsministeriums helfen, "die Schwächen unseres Feindes zu erkennen und diese Schwachstellen auszunutzen".
Ähnlich wird vom britischen Militär ein schneller Luftlandeinsatz der Fallschirmjäger in der südlichen Ukraine bewertet. Dieser fand Anfang dieser Woche statt. Etwa 250 Soldaten der in Colchester stationierten 16. Air Assault Brigade nahmen daran teil. Sie wurden innerhalb von drei Tagen aus Oxfordshire in die Ukraine verlegt, als Beweis für die "Fähigkeit Großbritanniens, kampfbereite Truppen überall hinzuschicken, und das jederzeit, wenn sie gebraucht werden", sagte der Minister der Streitkräfte James Heappey.
In einem später entfernten Tweet zitierte das britische Verteidigungsministerium einen Artikel hierüber mit der Überschrift "Wir sind in Russlands Hinterhof abgesprungen".
Das russische Fachportal avia.pro bewertet die Operationen der Briten mit den Worten:
London beschloss, seine Beziehungen zu Russland absichtlich zu verschlechtern und startete eine beispiellose Militäroperation in der Nähe der russischen Grenzen, wodurch die russische Souveränität beeinträchtigt wurde.
Eine offizielle Reaktion der russischen Behörden zu den Aktivitäten des britischen Militärs liegt bisher nicht vor.
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