Laut einer Erklärung des Kreml-Pressedienstes haben der russische Präsident Wladimir Putin und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron am Montag in einem Telefongespräch den Fall Nawalny diskutiert. "Wladimir Putin betonte in diesem Zusammenhang die Unangemessenheit der haltlosen, unbegründeten Beschuldigungen der russischen Seite", heißt es in der Erklärung. Um die tatsächlichen Umstände des Vorfalls festzustellen, müssten deutsche Experten die Laborproben sowie den offiziellen Befund an Russland übergeben und eine Zusammenarbeit mit russischen Ärzten aufbauen, sagte Putin zu seinem französischen Amtskollegen. Nach Angaben des Kreml fand das Gespräch auf Initiative Frankreichs statt.
Wie der Élysée-Palast nach dem Telefongespräch berichtete, sei Macron, der sich in der Affäre bisher öffentlich zurückgehalten hatte, in diesem Fall mit Deutschland solidarisch. Frankreich teile – auch aufgrund eigener Analysen – die Schlussfolgerungen mehrerer europäischer Partner, wonach der Nervengift-Kampfstoff Nowitschok als Ursache festgestellt wurde. Russland müsse nun im Rahmen einer glaubwürdigen und transparenten Untersuchung Klarheit schaffen, forderte Macron.
Die Bundesregierung hatte zuvor mitgeteilt, dass zwei weitere Speziallabore in Frankreich und Schweden einen Nervengift-Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache festgestellt hätten. Nawalny wird derzeit in Berlin behandelt.
Das russische Außenministerium hatte vergangene Woche erklärt, es gebe grundlose Angriffe auf Russland und eine massive "Desinformationskampagne", die als Vorwand für neue Sanktionen gegen das Land genutzt werde. Außenminister Sergei Lawrow hatte angekündigt, Russland werde mögliche Sanktionen nicht unbeantwortet lassen. Das Prinzip der Gegenseitigkeit in internationalen Beziehungen sei nicht aufgehoben worden.
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