"Grün ist kein Freibrief" – Österreich startet "Corona-Ampel"

In Österreich startet am Freitag ein Corona-Warnsystem in Form einer vierfarbigen Ampel. Die Infektionslage in jeder Region soll jede Woche bewertet werden und in einer Farbstufe von Grün (niedriges Risiko) über Gelb und Orange bis Rot (sehr hohes Risiko) erscheinen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer präsentierten am Freitagmorgen die Corona-Ampel. Die drei Städte Wien, Linz und Graz sowie der Tiroler Bezirk Kufstein leuchten derzeit in Gelb auf ("mittleres Risiko"), alle anderen Städte und Bezirke in Grün. 

Kurz zufolge sei die Ampel sowohl eine gute Möglichkeit für die Bevölkerung, um den Überblick zu bewahren, als auch ein gutes Steuerungswerkzeug für die Politik. Ob das System funktionieren wird, sei auch eine Frage der Geschwindigkeit, sagte Kogler, denn es gebe regionale Unterschiede in Bezug auf Testgeschwindigkeiten oder etwa bei der Kontaktnachverfolgung. Anschober warnte:

Grün ist kein Freibrief, bei Grün ist eine Ansteckung sehr wohl auch möglich.

Die Ampel ist im Internet abrufbar, die Karte wird jeden Freitag aktualisiert. Für jede Stufe sollen konkrete Maßnahmen gelten. Ein Kriterium ist wie bei der Corona-Obergrenze in Deutschland die Entwicklung der Fallzahlen in den vorherigen sieben Tagen. Zusätzlich werden aber die Auslastung der Krankenhäuser, die Nachverfolgbarkeit der Ansteckungsketten und das Verhältnis durchgeführter Tests zur Zahl der positiven Nachweise berücksichtigt. Nachdem eine Expertenkommission wöchentlich die Lage bewertet, soll die tatsächliche Entscheidung über die Ampelfarbe aber bei der Regional- und Bundespolitik liegen.

Eine rote Ampel soll nach Aussage von Gesundheitsminister Anschober nicht automatisch einen weiteren Lockdown zur Folge haben. Der Grünen-Politiker kündigte an, dass erst die Regierung und der Hauptausschuss des Parlaments herangezogen werden sollen. Das Bildungsministerium hatte bereits verschiedene Maßnahmen in den Schulen je nach Ampelfarbe angekündigt: So soll bei einer roten Ampel etwa auf Heimunterricht umgestellt werden.

Die Zahl testpositiver Corona-Fälle in Österreich ist zuletzt deutlich gestiegen. Am Donnerstag wurde mit 403 erfassten testpositiven Fällen seit dem Vortag ein neuer Höchststand seit dem Sommer erreicht. Rund 3.500 Menschen gelten als aktiv erkrankt. "Diese Zahl ist zu früh zu hoch", warnte Anschober am Montag.

Mehr zum ThemaBerlin: Maskenplicht bei Demonstrationen und weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen