Lukaschenko zeigt sich in Kampfanzug und mit Sturmgewehr bewaffnet

Die Lage in Weißrussland wird surreal. Während sich am Sonntagabend in der Nähe der Präsidentenresidenz in Minsk eine größere Menge Demonstranten versammelte, landete dort ein trotziger und bewaffneter Alexander Lukaschenko mit einem Hubschrauber.

Das bizarre Filmmaterial, das von einem Lukaschenko nahestehenden Pressedienst auf Telegram gepostet wurde, zeigt den Präsidenten in einer taktischen Weste und mit einem russischen Sturmgewehr vom Typ AK. Lukaschenko, der in Weißrussland seit 26 Jahren an der Macht ist, erinnert an Salvador Allende, den ehemaligen chilenischen Präsidenten, der 1973 in einem von der CIA unterstützten Putsch abgesetzt wurde.

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In einem Video ist Lukaschenko zu sehen, wie er über Minsk fliegt, während er mit dem Piloten spricht. Anschließend steigt er in Begleitung eines jungen Mannes, der seinem 15-jährigen Sohn Nikolai (besser bekannt als "Kolja") ähnelt, aus dem Hubschrauber aus.

In einem anderen Video sind weitere bewaffnete Männer zu sehen, mit denen Lukaschenko mit der Waffe in der Hand wie beiläufig zu seiner Wohnung schlendert. Lukaschenko fragt die Männer: "Da draußen ist niemand, oder?"

Das Filmmaterial aus dem Inneren des Hubschraubers zeigt den Präsidenten, der dem Piloten befiehlt, näher an eine Straße zu fliegen – anscheinend um die regierungsfeindlichen Demonstranten besser sehen zu können. Lukaschenkos Waffe ruht während des Fluges an seiner Seite. An Bord des Hubschraubers kann man den Präsidenten sagen hören: "Sie rennen wie Ratten". Dies bezieht sich vermutlich auf die Demonstranten vor Ort. Allerdings war das Sturmgewehr die ganze Zeit während dem Flug ohne Magazin, wie man es auf dem Video und zahlreichen Bildern erkennen kann. Es ging um den Effekt und Selbstdarstellung des unter Druck geratenen Machthabers. 

Am frühen Abend kamen Demonstranten in die Nähe von Lukaschenkos Residenz und riefen: "Geh weg!" Sie wurden von der Bereitschaftspolizei empfangen.

Der Hubschrauber wurde gesehen, wie er über die Demonstranten hinwegflog. In den sozialen Medien wurde behauptet, Lukaschenko sei aus der Stadt geflohen, es scheint aber das Gegenteil der Fall zu sein.

In der Republik Belarus gab es eine Welle von Massenprotesten gegen die Regierung, ausgelöst durch die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen vom 9. August, die nach Ansicht der Opposition gefälscht wurden. Während Lukaschenko nach offiziellen Angaben mehr als 80 Prozent der Stimmen erhielt, werfen ihm seine Kritiker vor, die Abstimmung manipuliert zu haben. Die Krise hat in den letzten Wochen landesweit Massendemonstrationen und Streiks ausgelöst.

Das Wahlergebnis wurde auch von mehreren westlichen Ländern infrage gestellt, darunter den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union. Dort weigert man sich, das Wahlergebnis anzuerkennen, und unterstützt die Proteste.

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