In Mogiljow fand die Kundgebung laut Angaben des russischen Wirtschaftsmediums RBK auf dem zentralen Lenin-Platz statt. Die Aktivisten hissten eine riesige grün-rote Flagge Weißrusslands an dem Gebäude des lokalen Exekutivkomitees. Laut Schätzungen des weißrussischen Nachrichtenportals TUT.BY demonstrierten in Mogiljow insgesamt 6.000 bis 7.000 Menschen für Lukaschenko. Dabei hielten sie Plakaten mit den Aufschriften "Unsere Macht liegt in Einheit des Volkes" und "Wir sind hier, um das Land zu verteidigen". Die Demonstranten skandierten außerdem: "Wir sind für Batka!" (Dabei handelt es sich um einen Spitznamen Lukaschenkos, der zu Deutsch etwa "Väterchen" bedeutet; Anm. d. Red.)
Währenddessen zogen in Gomel die Anhänger des amtierenden Präsidenten mit einer riesigen weißrussischen Fahne durch das Zentrum der Stadt. Dabei sollen sich laut TUT.BY mehr als 10.000 Menschen der Demo angeschlossen haben.
Zur selben Zeit wurde in mehreren weißrussischen Städten am Dienstag weiterhin gegen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl und für einen Rücktritt Lukaschenkos protestiert. Eine der größten Aktionen mit rund 10.000 Teilnehmern wurde erneut in der Hauptstadt Minsk abgehalten. Die Demonstranten riefen die Parolen "Hau ab!" und "Jeden Tag bis zum Sieg!" Eine weitere große Kundgebung mit sogar 15.000 bis 20.000 Teilnehmern fand in der Stadt Grodno statt.
Auch am Dienstag gab es in ganz Weißrussland wieder Streiks in Staatsbetrieben, allerdings deutlich weniger als am Vortag. Die Regierung teilte mit, dass nirgendwo Betriebe komplett stillstünden.
Zuvor hatten die politischen Gegner Lukaschenkos die Bildung eines Koordinierungsrates für den Ausweg aus der Krise angekündigt. Das teilte die Vertreterin des Oppositionsstabes Olga Kowalkowa am Dienstag in Minsk mit. Unter den mehr als 30 Mitgliedern seien auch Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch und der Chef des Menschenrechtszentrums Wesna, Ales Beljazki, schrieb Kowalkowa auf Facebook.
Bei seiner ersten Pressekonferenz formulierte der Koordinierungsrat die Ziele seiner Arbeit. Dazu gehören die Neuwahlen des Präsidenten Weißrusslands sowie eine friedliche Machtübergabe. Das Gremium soll seine Arbeit bereits am Mittwoch aufnehmen.
Präsident Lukaschenko reagierte auf die Gründung des Koordinierungsrates jedoch kritisch und warf der Opposition den Versuch vor, die Macht im Land an sich zu reißen.
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