Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die EU aufgerufen, sich mit den Teilnehmern der Protestaktionen in Weißrussland zu solidarisieren. "Die Europäische Union soll sich an der Seite von Hunderttausenden in Weißrussland mobilisieren, die für die Achtung ihrer Rechte, ihrer Freiheit und ihrer Souveränität friedlich demonstrieren", schrieb Macron am Sonntagabend auf Twitter.
Der Aufruf des französischen Präsidenten fand im französischsprachigen Raum von Twitter keine allzu positive Resonanz. Er wurde im Netz heftig kritisiert, die Beschwerden der Weißrussen über die der Franzosen zu stellen.
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"Haben Sie nicht bemerkt, dass auch in Frankreich Menschen für die Achtung ihrer Rechte marschieren?" fragte ein Nutzer.
Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach seine Unterstützung für Weißrussen aus, die an Protestaktionen teilnehmen. "Hunderttausende Weißrussen waren heute bei einer friedlichen Demonstration und forderten die Freilassung von politischen Gefangenen, die Strafverfolgung von denjenigen, die für die Polizeibrutalität verantwortlich sind, sowie echte Wahlen. Die EU unterstützt das weißrussische Volk", schrieb Borrel am 16. August auf seinem Twitterprofil.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zum Dialog mit der Opposition auf und appellierte an ihn, auf Gewalt gegen die Bürger zu verzichten. "Ich appelliere an das belarussische Militär, sich nicht durch Gewalt gegen das eigene Volk zu versündigen", sagte Steinmeier am Montag in Berlin.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa reagierte auf Macrons Äußerung und bezeichnete diese als Heuchelei. In einem Facebook-Beitrag fragte sie, wann die EU aufrufen würde, sich mit den Hunderttausenden in Gelbwesten zu solidarisieren, die "bei friedlichen Demonstrationen für die Achtung ihrer Rechte, Freiheiten und Souveränität kämpfen?"
Wann beginnt die Europäische Union, sich aus eigener Initiative mit den Protestaktionen auf ihrem eigenen Gebiet zu mobilisieren?
Seit der Präsidentschaftswahl am 9. August gehen in Weißrussland tausende Menschen auf die Straße. Sie werfen Staatschef Lukaschenko vor, das Wahlergebnis massiv gefälscht zu haben. Die Sicherheitskräfte gingen teilweise mit Gewalt gegen die Protestler vor.
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