Wie die Stiftung am Montag in Lissabon mitteilte, erhielt Thunberg den Preis für ihren Kampf gegen die Erderwärmung. Jorge Sampaio, Vorsitzender der Jury und früherer portugiesischer Präsident, erklärte, es habe große Einigkeit bei dieser Entscheidung bestanden. Sampaio weiter:
Die Art und Weise, wie Greta Thunberg in der Lage war, jüngere Generationen für die Sache des Klimawandels zu mobilisieren, und ihr hartnäckiger Kampf, für die Veränderung eines andauernden Status quo machen sie zu einer der bemerkenswertesten Figuren unserer Zeit.
Sampaio betonte auch die "enorme Verantwortung" Thunbergs bei der Festigung ihrer "pädagogischen Rolle" und ihrer Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel als Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung. Die Verleihung des Preises solle zu dieser Festigung beitragen.
Thunberg, Gründerin der Bewegung "Fridays for Future", reagierte erfreut auf die Nachricht der Preisverleihung. In einem auf Twitter verbreiteten Video erklärte die 17-Jährige:
Ich bin unglaublich geehrt und extrem dankbar für die Auszeichnung mit dem Gulbenkian-Preis für Menschlichkeit. Das bedeutet mir sehr viel und ich hoffe, dass mir das dabei helfen wird, mehr Gutes in der Welt zu tun. Das Preisgeld, das eine Million Euro beträgt, was mehr Geld ist, als ich mir überhaupt vorstellen kann, aber das ganze Preisgeld wird von meiner Stiftung an verschiedene Organisationen und Projekte vergeben, die Menschen an den Frontlinien helfen, die von der Klimakrise und der Umweltkrise betroffen sind, besonders im Globalen Süden.
Calouste Gulbenkian, der Gründer der Stiftung, die seinen Namen trägt, war ein Ingenieur und Erdölhändler armenischer Abstammung, der im frühen 20. Jahrhundert an der Erschließung der Erdölvorkommen des Nahen Ostens für westliche Unternehmen entscheidend beteiligt war. 1955 starb der "Mister Fünf Prozent" genannte Gulbenkian als reichster Mensch der Welt in Lissabon. Die Gulbenkian-Stiftung stieg erst im vergangenen Jahr aus dem Ölgeschäft aus und verkaufte die Holding Partex nach Thailand.
Der Autor Jochen Mitschka, der auch für RT Deutsch berichtet, beschreibt in seinem im Juni 2020 erschienenen Buch "Greta Thunberg und die Klimaschutzindustrie" minutiös die Verbindungen und Netzwerke im Umfeld Thunbergs und kommt dabei zu dem Schluss, dass die Schwedin und deren Mitstreiter für die PR mächtiger Wirtschaftsinteressen missbraucht würden. Der inszenierte Protest sei keiner, sondern stehe im Einklang mit den Interessen der Eliten.
Bei der Klimaschutzdebatte gehe es vor allem darum, noch nicht finanzialisierte Elemente der Welt zu bepreisen und so den Kapitalismus auf eine neue Ebene zu heben. Die Kosten für die anstehenden Veränderungen würden vor allem auf die Steuerzahler abgewälzt, die bereits heute unter der Zerstörung der Umwelt litten.
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