Russland hat einen Vertrag zur Herstellung des britischen Impfstoffs gegen COVID-19 abgeschlossen und man will mit jeder im Land an der Macht befindlichen Partei zusammenzuarbeiten. Dies erklärte Andrei Kelin, der russische Botschafter in Großbritannien, gegenüber der BBC und wies neue Anschuldigungen aus London zurück.
Ich glaube überhaupt nicht an diese Geschichte. Sie ergibt keinen Sinn,
sagte Kelin in einem Interview in der Sendung "The Andrew Marr" beim TV-Sender BBC, als er zu den Anschuldigungen des britischen National Cyber Security Centre befragt wurde. Der Behörde zufolge sollen von der russischen Regierung unterstützte Hacker versucht haben, Daten über Corona-Impfstoffe von Wissenschaftlern in Großbritannien und weltweit zu stehlen.
Moskau brauche keine zusätzlichen Informationen über den britischen Impfstoff, der von der in Oxford ansässigen Firma AstraZeneca hergestellt wird, da es bereits einen Vertrag für seine kommerzielle Produktion in Russland gebe, der mit der lokalen Firma P-Pharm unterzeichnet wurde, betonte der Diplomat.
Außerdem gebe es in Russland 26 verschiedene Labors, die daran arbeiteten, "den richtigen Impfstoff" zu finden, wobei das Gesundheitsministerium davon ausgeht, dass drei oder vier dieser Studien schließlich auf den Markt kommen werden. Kelin wörtlich:
Der britische Impfstoff, um den herum dieses ganze Durcheinander stattfindet, ist nur ein Produkt von vielen.
Die Tatsache, dass es "in dieser Welt unmöglich ist, irgendeine Art von Computer-Hackern irgendeinem Land zuzuordnen", ließe die Behauptungen aus London zusätzlich fragwürdig erscheinen, so der Diplomat.
Darüber hinaus seien während der jüngsten Abstimmung über Verfassungsänderungen in Russland mehrere Cyberangriffe, die von Großbritannien ausgingen, registriert worden. "Aber wir werfen Großbritannien nicht vor, was geschehen ist", betonte Kelin.
Der Botschafter wies auch die Behauptungen des britischen Außenministers Dominic Raab zurück, der erklärt hatte, es sei "so gut wie sicher", dass einige russische Akteure versucht hätten, sich durch das Veröffentlichen geleakter Dokumente aus Handelsgesprächen zwischen London und Washington in die Parlamentswahlen 2019 in Großbritannien einzumischen.
Der russische Gesandte versicherte auch, dass Russland keine Politik der Einmischung in Wahlen verfolgt, weder in Großbritannien, den USA noch in irgendeinem anderen Land. Er erklärte:
Wir sehen keinen Sinn in einer Einmischung in eine britische Wahl, denn wir wollen – ob nun die Konservative Partei oder die Labour-Partei an der Spitze dieses Landes ist –, bessere Beziehungen als wie sie gegenwärtig sind.
Gastgeber Andrew Marr kam nicht umhin, die Frage der Vergiftung des Doppelagenten Sergei Skripal und seiner Tochter im Jahr 2018 in Salisbury zu erörtern, die zu einer starken Abkühlung der Beziehungen zwischen London und Moskau führte.
Er fragte Kelin, ob er sich die Fernsehsendung von BBC One über diese Ereignisse mit dem Titel "Die Vergiftungen von Salisbury" angeschaut habe. Der Diplomat antwortete, dass er zwar einige Episoden gesehen habe, die Serie aber langweilig sei.
Kelin bestritt erneut die Beteiligung Russlands an dem Vorfall und sagte, dass "wir immer noch nicht wissen, was in Salisbury geschehen ist". Außerdem bedauerte der Diplomat, dass London nicht bereit ist, Informationen zu dem Vorfall weiterzugeben. Er erklärte:
Für uns ist es einfach. Wir sind bereit, das Blatt zu wenden. Wir sind bereit, Geschäfte mit Großbritannien zu machen. Wir verstehen immer noch nicht, warum eine Spionagegeschichte diese wichtigen Geschäftsbeziehungen unterbrechen sollte, die für Großbritannien sehr hilfreich sein werden, wenn es aus der EU austritt, wenn es mehr Partner braucht.
Mehr zum Thema - Britische Dienste: Russische Hacker sollen es jetzt auf Corona-Forscher abgesehen haben