Merkel und Rutte dämpfen Erwartung an EU-Gipfel – Sánchez drängt

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht von einem ersten Versuch einer Einigung, während ihr niederländischer Amtskollege Mark Rutte sich skeptisch zeigt und seinen Widerstand bekräftigt. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez warnt davor, den Wiederaufbau zu verzögern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte haben die Erwartungen auf eine Einigung auf dem EU-Gipfel über die künftigen Finanzen gedämpft. Am Freitag unternehme man "einen ersten Versuch", sich über den EU-Finanzrahmen und den Corona-Hilfsfonds zu verständigen, sagte Merkel am Dienstag nach einem Treffen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Sie wisse nicht, ob eine Einigung gelinge oder nicht. Rutte äußerte sich ebenfalls skeptisch. Die jüngsten Reaktionen hinter den Kulissen stimmten ihn nicht gerade hoffnungsvoll, sagte Rutte im niederländischen Parlament. Der Knackpunkt sei, wie sichergestellt werden könne, dass Länder auch Reformen umsetzten, wenn sie Zuschüsse aus dem Fonds bekämen. Dagegen warnte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez, dass eine erneute Verzögerung den Wiederaufbau in Europa gefährde und die Krise verlängere.

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs wollen auf dem Gipfel versuchen, eine Einigung über die EU-Finanzen bis 2027 und den Aufbaufonds nach der Corona-Krise zu finden. Gemäß dem Vorschlag von EU-Ratspräsident Charles Michel soll der EU-Finanzrahmen von 2021 bis 2027 ein Volumen von 1,074 Billionen Euro haben. Für die Bewältigung der Corona-Krise sind zudem nach einem EU-Kommissionsvorschlag 750 Milliarden Euro vorgesehen. 500 Milliarden sollen davon als Zuschüsse vergeben werden, 250 Milliarden als Kredite. Vor allem die Zuschüsse sind umstritten, von denen besonders von der Corona-Krise betroffene Staaten wie Italien oder Spanien überproportional profitieren würden. Merkel betonte, dass beide Teile des Finanzpakets zusammengehörten und gemeinsam beschlossen werden müssten.

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Rutte bekräftigte seinen Widerstand. Wenn man Zuschüsse gewähre, müssten den Ländern klare Bedingungen auferlegt werden, wofür das Geld ausgegeben werden solle. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte am Montag nach einem Treffen mit Merkel gesagt, er habe keine Probleme damit, dass die EU-Kommission Vorschläge für die Verwendung mache. Die genaue Klärung der Konditionen gilt als entscheidend auf dem EU-Gipfel. Neben den Niederlanden nehmen auch Österreich, Schweden und Dänemark eine harte Haltung ein.

Wenn wir die Einigung erneut verschieben, werden wir auch den Wiederaufbau verschieben", sagte Spaniens Ministerpräsident Sánchez vor einem Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. "Und wenn wir den Wiederaufbau verschieben, wird die Krise noch schlimmer sein.

Die Corona-Krise sei für Europa aber auch eine Chance. Wenn die EU gemeinsam handele, um aus der Krise zu kommen, könne man der Welt die Vorteile der sozialen Marktwirtschaft zeigen. Es sei noch einmal klargeworden, wie wichtig und gut die universelle Gratis-Gesundheitsversorgung und das Wirtschafts- und Sozialmodell sei, sagte er mit Blick auf andere Regionen in der Corona-Krise.

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rt/reuters