Wie die Süddeutsche Zeitung am Montag berichtete, handelt es sich bei dem 273 Seiten langen Buch um die "Jüdischen Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern" des Autors Hans Jonak von Freyenwald. Das Buch ist im Jahr 1941 im Stürmer-Verlag erschienen. Bei der Ausgabe mit der Widmung handelt es sich um einen Nachdruck aus dem Jahr 1992 – damals war Strache bereits Politiker in Wien. In der Widmung heißt es demnach:
Dieses Buch soll Dir einen Einblick in die jüdisch verworrene und machtlüsterne Gedankenwelt vermitteln. Als politische Elite dieses Landes müssen wir unsere Gegner studieren, ihre wirren Ideen entlarven und diesen entgegentreten.
Der Eintrag ist signiert mit "Heinz-Christian Strache". Ein von der Zeitung beauftragter forensischer Schriftsachverständiger und ehemaliger Beamter des deutschen Bundeskriminalamts verglich den Eintrag mit anderen Notizen Straches. Er kam zu dem Schluss, dass dies "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" Straches Handschrift sei. Laut einer Quelle der Süddeutschen Zeitung soll Strache die Hetzschrift für einen Weggefährten aus rechtsextremen Kreisen in Wien signiert haben. Nach dessen Tod wurde das Buch der Süddeutschen zugespielt.
Der 50-Jährige teilte der Zeitung über seinen Anwalt mit, er könne sich weder an das Buch noch an eine solche Widmung erinnern. Strache behauptet, den Inhalt des antisemitischen Buches nicht zu kennen. Judenfeindlichkeit lehne er "aus tiefer Überzeugung" ab.
Dem ehemaligen FPÖ-Chef wurde im Laufe seiner Karriere mehrfach eine zeitweilige Nähe zur Neonaziszene zugeschrieben. Strache behauptete jedoch, sich niemals antisemitisch geäußert zu haben. Auf Facebook schrieb er:
Die Kampagnisierung aus dem Ausland (Süddeutsche Zeitung) gegen meine Person geht munter weiter.
Wolfganz Benz, ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, das Buch sein ein Werk für fanatische Antisemiten. Man könne das Buch an jeder beliebigen Stelle aufschlagen und dort typisch antijüdische Stereotype finden.
Die österreichischen Grünen fordern den Rückzug Straches aus der Politik. Antisemitische österreichische Politiker sollten nicht öffentlich zu Wort kommen und ihren Menschenhass verbreiten dürfen, sagte die Kultursprecherin der Grünen Eva Blimlinger. Sie hob hervor:
Der grundsätzliche Irrglaube, wer oft nach Israel fährt, sei kein Antisemit, ist wieder einmal – wie schon so oft – widerlegt. Reisen und politische Treffen in Israel haben sicherlich keine 'heilende Wirkung' gegen Antisemitismus.
Strache trat nach der sogenannten Ibiza-Affäre von allen Ämtern zurück. Inzwischen hofft er mit seiner neuen Partei "Team HC Strache, Allianz für Österreich" auf ein politisches Comeback.
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