Offiziell als Government Pension Fund bekannt, ist der Staatsfonds Norwegens mit über einer Billion US-Dollar der größte Vermögensfonds der Welt. Die norwegische Regierung kündigte am Dienstag an, dass sie die Ausgaben aus dem Fonds stark erhöhen müsse, um "einen schärferen Abschwung zu vermeiden und wirtschaftlich gesunden Unternehmen durch die Krise zu helfen".
Laut der Haushaltsüberprüfung des norwegischen Finanzministeriums zur Jahresmitte sieht der revidierte Haushalt die Verwendung von fast 420 Milliarden Norwegischen Kronen (rund 41 Milliarden US-Dollar) vor. Das ist fast doppelt so viel wie im vergangenen Jahr und entspricht 4,2 Prozent des Gesamtkapitals des Fonds Anfang 2020.
Der beispiellose Abzug von Finanzmitteln aus dem Fonds übersteigt die selbst auferlegte Obergrenze von drei Prozent. Dies ist möglicherweise das erste Mal, dass die Regierung deutlich mehr Geld zur Deckung ihres Haushaltsdefizits verwendet, als der eine Billion US-Dollar schwere Fonds an Cashflow aus Dividenden und Zinszahlungen generiert, schreibt Bloomberg. Norwegens Finanzminister Jan Tore Sanner sagte gegenüber dem staatlichen Rundfunksender NRK:
Es ist eine große Rechnung, wir geben eine Menge Geld aus, und wir sollten uns bewusst sein, dass wir, wenn wir jetzt mehr Geld ausgeben, in den kommenden Jahren weniger ausgeben können.
Sanner fügte hinzu, dass der Schritt notwendig sei, um die norwegische Wirtschaft am Leben zu erhalten. Ansonsten könnte das Land mit weiteren Konkursen konfrontiert werden und noch mehr Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren.
Laut der norwegischen Regierung schwächte die Corona-Krise die Aussichten für die norwegische Wirtschaft erheblich. Norwegen hat mittlerweile die höchste registrierte Arbeitslosenquote seit 75 Jahren, die in diesem Jahr voraussichtlich 5,9 Prozent erreichen wird.
Das skandinavische Land ist einer der größten Öl- und Gasproduzenten Westeuropas. Von den Einnahmen aus dem lukrativen Sektor profitiert besonders der Staatsfonds des Landes. Im Jahr 2019 verzeichnete der Fonds den größten Wertzuwachs in einem Jahr in seiner Geschichte, nachdem er einen Rekordgewinn von 180 Milliarden US-Dollar erzielte.
Mehr zum Thema - Experte: "Wichtiges Know-how zum Wiederaufbau der Ölindustrie geht verloren"