Das Schul-Barometer für Deutschland, Österreich und die Schweiz, das vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie (IBB) der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz herausgegeben wird, befragte für die aktuelle Ausgabe über 7.100 Personen aus dem Schulbetrieb. Dazu zählten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulleiter und natürlich Eltern.
Die Umfrage hat ergeben, dass mangelnde Digitalisierung und zum Teil fehlende Ausrüstung mit modernen technischen Gerätschaften Schulen wie Schüler vor enorme Herausforderungen in der gegenwärtigen Corona-Krise stellen. Insbesondere wird befürchtet, dass das entstandene Ungleichgewicht bei der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit zu "Bildungs-Verlierern" führen wird. Das betreffe "wahrscheinlich Schülerinnen und Schüler aus sozio-ökonomisch (hoch) benachteiligten Elternhäusern", heißt es in dem Bericht.
Eine der Hauptaufgaben der Schulen nach der Wiedereröffnung wird sein, die "Schereneffekte" zu kompensieren, die sich im Verlauf des Unterrichts zu Hause noch weiter geöffnet haben. Während die einen mit der Situation gut klarkommen und von der Schule entsprechend betreut werden können, gibt es andere, die mit der Selbstmotivation und der fehlenden Struktur erhebliche Schwierigkeiten haben. Die tägliche Lernzeit dieser Gruppe liegt entsprechend deutlich unter dem Durchschnitt.
Der Umfrage zufolge verbringt ein Drittel der Schülerinnen und Schüler pro Woche 25 Stunden und mehr mit Schulaufgaben. Ein weiteres Drittel im Schnitt 20 Stunden und das Drittel, das den Autoren des Schul-Barometers Sorge bereitet, weniger als 15 Stunden. Weniger als 9 Stunden für schulische Arbeiten bringen 18 Prozent der Schüler auf. Somit steckt momentan fast jedes fünfte Kind innerhalb einer Fünftagewoche weniger als zwei Stunden pro Tag den Kopf in die Schulbücher.
Dass das so ist, kann nicht nur mit "sozio-ökonomisch benachteiligten Elternhäusern" erklärt werden. Das war schon vor den Schulschließungen ein Problem, welches jetzt lediglich verschärft wird. Denn 45 Prozent der Schulen beklagen sich über unzureichende Ausrüstung, um einen digitalen Fernunterricht für ihre Schülerinnen und Schüler zu organisieren, der sie dazu zwingen würde, mehr Zeit mit dem Lernen zu verbringen.
Doch der dramatischste Aspekt ist der, dass sich nur 25 Prozent der Lehrkräfte selbst als kompetent genug einschätzen, um einen digitalen Unterricht überhaupt durchzuführen. Diesbezüglich hat es eine befragte Lehrkraft durchaus auf den Punkt gebracht:
Je mehr wir im Homeschooling von den Elternhäusern erwarten, desto größer wird die Schere am Ende sein.
Obwohl nun also vor allem die Eltern gefragt sind, ihren Kindern bei den Aufgaben zu helfen, sie zum Lernen zu motivieren, sagen lediglich 23 Prozent, dass sie (eher) besorgt über den Lernverlauf sind. Und das, obwohl die Eltern gleichzeitig angeben, mit dieser Aufgabe überfordert zu sein und die Leistungsdaten der Schülerinnen und Schülern zu Hause eine ziemlich klare Sprache sprechen.
Wie aber wird im Rahmen dieser Krise kommuniziert? Auf den E-Mail-Verkehr setzen laut der Umfrage 83 Prozent der Schülerinnen und Schüler, 68 Prozent der Eltern, 66 Prozent der Lehrkräfte und 65 Prozent der Schulleitungen. Dabei bemängeln die Schulen, dass nur 24 Prozent der Schülerinnen und Schüler auch tatsächlich erreichbar sind oder auf die verschickten E-Mails reagieren. Vor allem die Eltern wünschen sich in diesem Bereich eine bessere Kommunikation zwischen ihren Kindern und der Schule. Insbesondere Live-Unterricht und persönlicher Kontakt, zum Beipiel per Skype oder Zoom, gehören ganz weit oben auf der Wunschliste, auch wenn es gerade bei Zoom in den vergangenen Wochen zu schlimmen Sicherheitspannen kam.
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