Der 62 Jahre alte Top-General Qassem Soleimani galt als ein Symbol der Stärke der iranischen Führung und des iranischen Widerstandes gegen den Druck der USA. Er führte die iranische al-Quds-Einheit als eine Elite in der iranischen Revolutionsgarde (IRGC) an und war damit auch in Syrien und im Irak aktiv. Ausländische Analysten schrieben Soleimani einen größeren Einfluss zu als dem iranischen Außenminister Dschawad Sarif.
Er stammte aus einer armen Familie im iranischen Südosten nahe der Stadt Rabor in der Provinz Kerman. Seine Karriere begann kurz nach der Islamischen Revolution 1979. Während des Iran-Irak-Krieges wurden ihm als 20-Jährigem bereits Missionen gegen den Feind anvertraut. Er wurde zum ersten Offizier der neu gegründeten IRGC. Im Irak gewann er Verbündete unter der schiitischen Bevölkerung. Bis heute genoss er dort ein hohes Ansehen. Dem religiöser Führer des Iran Ajatollah Ali Chamene’i war er ein enger Vertrauter. Bei der Heirat von Soleimanis Tochter nahm Chamene’i die Trauung vor.
In den späten 90er Jahren erhielt er die Kontrolle über die al-Quds-Einheit der Revolutionsgarde, wurde im März 1998 ihr Kommandeur und war damit direkt dem Ajatollah Sejjed Ali Chāmeneʾi unterstellt.
US-Invasion im Irak (2003-2010)
Während der US-Invasion im Irak arbeitete der iranische General mit schiitisch geführten Gruppen zusammen. Soleimani sorgte dafür, dass seine Anwesenheit den US-Streitkräften durchaus bekannt wurde, auch wenn dies bedeutete, dass sein Leben auf dem Spiel stand.
Aus Dokumenten von WikiLeaks wurde bekannt, dass US-Regierungsvertreter versucht haben sollen, Soleimani von Raketenangriffen auf die "Green Zone" in Bagdad abzubringen.
Durch die US-Amerikaner wurde Soleimani international bekannt. Zuletzt forderten führende US-Vertreter den Tod des Top-Generals. Bereits mehrere Male wurde Soleimani für tot erklärt: 2006 durch einen Flugzeugabsturz im Westen des Iran, nach einer Bombenexplosion 2012 in Damaskus sowie 2015 im syrischen Aleppo.
In einem Interview pries Soleimani die Kriegsfront als eine Art Paradies:
Die Kriegsfront ist das verlorene Paradies der Menschheit. Eine Art Paradies, wie es für die Menschheit dargestellt wird, sind Bäche, schöne Nymphen und Grünflächen. Aber es gibt noch ein anderes Paradies... Die Kriegsfront ist in der Tat das verlorene Paradies der Menschen.
Libanonkrieg 2006
Im Libanonkrieg arbeitete er gemeinsam mit Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah und dem damaligen Militärkommandeur Imad Moughniyeh. Eine der Hauptaufgaben des iranischen Generals war die Unterstützung der Hisbollah im monatelang währenden Kampf gegen Israel.
Die Hisbollah überraschte nicht nur durch ihren Widerstand gegen die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), sondern auch durch ihre Schlachtpläne. Auch wenn dieser Konflikt in einer Pattsituation endete, wurde dessen Ausgang im Libanon, Iran und in Syrien als Erfolg gefeiert.
2007 setzten die USA Soleimani auf die Sanktionsliste.
Einsatz in Syrien – Kampf gegen den IS
Zuletzt konzentrierte sich Soleimani auf den Syrien-Konflikt. Auf den wenigen Pressbildern war der iranische Kommandeur dort bei Truppenbesuchen zu sehen. Durch die Organisation, die Ausarbeitung von Schlachtplänen und die Mobilisierung der Hisbollah und irakischer Paramilitärs spielte er eine wichtige Rolle im Syrien-Konflikt. Seine Aktivitäten konzentrierten sich auf die Zerschlagung der Terrororganisation IS an der irakisch-syrischen Grenze.
Mit dem Abflauen des Syrien-Konflikts begab sich Soleimani erneut in den Irak. Am Freitagmorgen töteten die USA Soleimani bei einem Luftangriff auf den Flughafen nahe der irakischen Haupstadt. Mit ihm wurden zugleich hochrangige irakische Militärs in den Tod gerissen. Die irakische Regierung verurteilt den Luftschlag. Es handele sich dabei um eine Verletzung der Abmachungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Führung in Teheran droht ihrerseits mit Vergeltung.
Die US-Sichtweise auf die Person Soleimani fasst der ehemalige FBI-Agent Ali Soufan folgenderweise zusammen:
Soleimani war mehr als jeder andere für die Schaffung eines Einflussbogens verantwortlich, der sich vom Golf von Oman über den Irak, Syrien und den Libanon bis zum östlichen Ufer des Mittelmeeres erstreckt.
Die USA werfen dem Iran vor, die Islamische Revolution zu exportieren. Im Irak sollen iranische al-Quds-nahe Einheiten für den Tod von insgesamt 608 US-Soldaten in den Jahren von 2003 bis 2011 verantwortlich sein. Raketenangriffe auf US-Stellungen im Irak sollen ebenfalls auf das Konto der Führung in Teheran gehen, so der Vorwurf aus Washington.
Der Tötung von Soleimani gingen bereits US-Luftangriffe auf Kata'ib Hisbollah-Milizen in Syrien und im Irak voraus. Darauf folgten massive Ausschreitungen in Bagdad, die sich gegen die Präsenz der USA im Irak richteten. Die US-Botschaft wurde zum Ziel dieser Demonstrationen und auch Angriffe. Getötet wurde dabei niemand. Am letzten Freitag tötete jedoch eine Rakete einen US-Bürger in einem irakischen Armeestützpunkt in Kirkuk.
US-Präsident Donald Trump drohte daraufhin mit Vergeltung und setzte nun offenbar seine Ankündigung mit der Tötung Soleimanis um. Damit wurde einer der Hauptfeinde Washingtons eliminiert, der die Aufrechterhaltung des US-Einflusses im Irak behinderte. Die US-Regierung warf Soleimani letztlich vor, die Sicherheit Israels durch die Stärkung paramilitärischer schiitischer Gruppen wie der Hisbollah zu gefährden. Anhänger Soleimanis hingegen loben seinen Einsatz im Kampf gegen die Terrororganisation IS.