Eskalation im Irak: USA schicken Hunderte Soldaten als Verstärkung

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu. Die USA verlegen zusätzliche Soldaten in die Region. Washington rechtfertigt den Schritt mit Protesten in Bagdad, nachdem Demonstranten versucht haben, die US-Botschaft zu stürmen. Donald Trump hat schon den Schuldigen ausgemacht.

Die USA verlegen wegen der jüngsten Spannungen im Irak mit sofortiger Wirkung 750 zusätzliche Soldaten in die Region. Wie Verteidigungsminister Mark Esper am Dienstagabend (Ortszeit) erklärte, stünden darüber hinaus weitere Truppen bereit, um in den nächsten Tagen auszurücken. Die Verlegung der Soldaten der 82. Luftlandedivision aus North Carolina sei eine Vorsichtsmaßnahme angesichts der erhöhten Bedrohungslage im Irak.

Die Vereinigten Staaten werden unsere Bürger und Interessen überall auf der Welt schützen", so der Minister.

Kurz zuvor hatte das US-Militär zum Schutz der Botschaft in Bagdad bereits die Verlegung von rund 100 Marineinfanteristen aus Kuwait eingeleitet, nachdem Hunderte Demonstranten am Dienstag versucht hatten, die diplomatische Vertretung zu stürmen. Das US-Militär setzte unter anderem auch zwei Kampfhubschrauber ein, um die Demonstranten zurückzudrängen. Auslöser der Proteste in Bagdad waren tödliche US-Luftangriffe vom Wochenende auf schiitische Milizen, die Washington zufolge vom Iran unterstützt werden.

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US-Präsident Donald Trump drohte dem Iran am Dienstag wegen der Ausschreitungen in Bagdad mit Vergeltung. Jegliche Schäden oder Opfer würden den Iran teuer zu stehen kommen, schrieb der Republikaner am Dienstagabend (Ortszeit) auf Twitter. Die Botschaft sei inzwischen wieder sicher, nachdem viele Soldaten und "die tödlichste Militärausrüstung der Welt" rasch dorthin verlegt worden seien.

Das ist keine Warnung, das ist eine Drohung. Frohes Neues Jahr!", so US-Präsident Trump.

Außenminister Mike Pompeo erklärte, die USA hätten "schnell, vorsichtig und entschlossen gehandelt", um die Botschaft zu schützen. Er machte "vom Iran unterstützte Terroristen" für die Proteste verantwortlich.

Ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran wies indes die Vorwürfe zurück, wonach der Iran für die Proteste an der Botschaft verantwortlich sei. Anstatt anderen Ländern die Schuld zuzuschieben, sollten die USA lieber ihre "destruktive Politik" im Irak überdenken, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi. Die Amerikaner seien in den Augen der Iraker eine "Besatzungsmacht", weswegen es zu Protesten komme.

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Am Sonntag hatten die USA bei fünf Luftangriffen im Irak und in Syrien Einrichtungen der schiitischen Miliz Kata'ib Hisbollah angegriffen. Dabei wurden 25 Menschen getötet und 50 weitere verletzt. Die Miliz kündigte Vergeltung für die Angriffe an. Iraks Regierung verurteilte die Luftangriffe in ihrem Staatsgebiet aufs Schärfste. Die USA sprachen indes von einem Akt der Selbstverteidigung. Sie machen die vom Iran unterstützte Miliz für zahlreiche Angriffe auf US-Soldaten verantwortlich. Bei einem davon war am Freitag ein US-Bürger ums Leben gekommen. (dpa)

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