Nachdem die Opfer der US-Luftangriffe am Sonntag auf Stellungen der 45. und 46. Brigade der irakischen Streitkräfte im Grenzort Al-Qa'im geborgen und ihren Familien übergeben wurden, versammelten sich am Dienstagmorgen wütende Protestler vor der US-Botschaft in Bagdad.
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Hunderte Anhänger der schiitischen Miliz Kata'ib Hisbollah, die die meisten Opfer nach dem Luftangriff zu beklagen hatte, drangen am Dienstagmorgen in die sogenannte Grüne Zone in der irakischen Hauptstadt Bagdad ein. Diese Zone gilt eigentlich als der am strengsten bewachte Bereich der Stadt, in dem sich der Regierungssitz und ausländische Botschaften befinden. Darunter auch eine der größten US-Botschaften der Welt mit einer enormen Abteilung für den Geheimdienst CIA.
Die Protestler versammelten sich vor den äußeren Sicherheitswänden der Anlage und legten Feuer. Aus Sicherheitsgründen wurden laut der Nachrichtenagentur Reuters der US-Botschafter Matthew Tueller und einige Botschaftsangehörige evakuiert, um keine Wiederholung der Erstürmung der US-Botschaft mit anschließender Geiselnahme wie in Teheran 1979 zu ermöglichen.
In der besonders gesicherten Grünen Zone im Stadtzentrum von Bagdad, in der sich zahlreiche Ministerien und Botschaften befinden, versammelten sich weitere Demonstranten und versuchten, in Richtung US-Botschaft zu marschieren. Augenzeugen berichteten, dass die irakischen Sicherheitskräfte die Menge zunächst nicht daran hinderten. Erst später setzten Sicherheitskräfte Tränengas gegen die Demonstranten ein.
Am Sonntag hatten die USA bei fünf Luftangriffen im Irak und in Syrien Einrichtungen der schiitischen Miliz Kata'ib Hisbollah angegriffen. Dabei wurden 25 Menschen getötet und 50 weitere verletzt.
"Das Blut der Märtyrer und der Verwundeten wird nicht vergeblich sein, und unsere Antwort gegen die US-Kräfte im Irak wird scharf sein", sagte der stellvertretende Anführer, Abu Mahdi al-Mohandis, unmittelbar nach den Angriffen gegen die Miliz. Die USA machen die Miliz für Angriffe auf US-Personal im Irak verantwortlich.
Bereits im Mai hatte das Außenministerium aufgrund der angespannten Sicherheitslage im Irak Teile des Personals in der Botschaft in Bagdad und dem Konsulat in Erbil zeitweise abgezogen. Im September waren zwei Raketen in der Nähe des Botschaftsgeländes in Bagdad eingeschlagen.
Nach Angaben des Iran-Sondergesandten im US-Außenministerium, Brian Hook, hat es in den vergangenen zwei Monaten elf Angriffe gegen amerikanische Truppen oder US-Bürger im Irak gegeben. Bei einem Angriff auf eine irakische Militärbasis, auf der sich auch US-Soldaten und Angestellte befanden, wurden zuletzt ein US-Bürger getötet und vier amerikanische Soldaten verletzt.
Obwohl in den vergangenen Wochen Tausende Iraker gegen die Regierung in Bagdad und den iranischen Einfluss demonstriert haben, sehen sie in den USA nach wie vor einen Besatzer, der aus ihrem Land verschwinden sollte. Es wird sich zeigen, ob die irakischen Spezialkräfte, die die US-Botschaft vor den wütenden Protestlern schützen sollten, mit Waffengewalt gegen die Menschenmenge vorgehen werden. Eine Erstürmung des Wahrzeichens der US-Präsenz im Irak könnte das ganze Land in Aufruhr versetzen.