In einem Telefonat am späten Sonntag sagte Erdoğan zu Trump, dass die türkischen Streitkräfte bereit seien, sofort Sicherheitsfunktionen in Manbidsch zu übernehmen. Erdoğan argumentierte, dass der Terroranschlag vergangene Woche, der das Leben von vier US-Amerikanern, darunter zwei US-Soldaten, forderte, eine bewusste Provokation war, die darauf abzielte, den von Trump im vergangenen Monat angekündigten Abzug der US-Streitkräfte aus Syrien zu verzögern.
Die US-Amerikaner wurden vergangene Woche von einer Bombe in einem Café in Manbidsch getötet. Zum Anschlag bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat", was Gegner des US-Abzuges aus Syrien dazu veranlasste, die Trump-Entscheidung öffentlich erneut in Frage zu stellen. Am Samstag flog Trump zum Luftwaffenstützpunkt Dover in Delaware, um an einer Zeremonie teilzunehmen, bei der die Überreste der getöteten US-Soldaten und Mitarbeiter des Verteidungsministeriums empfangen wurden.
Während des Telefonats sprach Erdoğan Trump sein Beileid aus. Er bekräftigte, dass Ankara nicht zulassen wird, dass die von den USA unterstützte kurdische YPG-Miliz, die seiner Ansicht nach eine Erweiterung der PKK ist, die Sicherheit im Nordosten Syriens untergräbt.
Die Türkei betrachtet sowohl den "Islamischen Staat" als auch die YPG, das Rückgrat der sogenannten "Demokratischen Kräfte Syriens" (SDF), als terroristische Organisationen, die vernichtet und von den türkischen Grenzen abgedrängt werden müssen.
Erdoğan hatte Trump zuvor gewarnt, sein Versprechen, etwa 2.000 US-Streitkräfte aus Syrien abzuziehen, wieder zurückzunehmen. Er argumentierte, dass es sonst bedeuten würde, dass der IS gewonnen hätte.
Trump erhielt Druck sowohl von den Demokraten als auch von seiner eigenen Republikanischen Partei für die abrupte Ankündigung eines Truppenabzugs nach einem Telefonat mit Erdoğan im Dezember. Das Staatsoberhaupt soll die Entscheidung, Syrien zu verlassen, während des Gesprächs getroffen haben. Das löste Entsetzen unter seinen Beratern und Militärangehörigen aus, was zu einer Kette von Rücktritten führte, darunter die des US-Verteidigungsministers James Mattis. Trumps Versprechen an Erdoğan ließ die Türkei eine geplante Operation zur Bekämpfung von YPG-Einheiten im Gebiet östlich des Euphratflusses verzögern.
Ankara deutete jedoch an, dass seine Geduld nachlässt, wenn die US-Streitkräfte nicht abziehen und weiterhin die YPG unterstützen.
"Wenn der Abzug mit lächerlichen Ausreden wie Türken massakrieren Kurden, die nicht der Realität entsprechen, aufgeschoben wird, werden wir diese Entscheidung umsetzen", warnte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu Anfang dieses Monats.
Erst am Wochenende tauchte in den sozialen Medien ein neues Video auf, das beweisen soll, dass die US-geführte Internationale Koalition neue militärische Logistik nach Nordostsyrien verlegt.
Das US-Militär arbeitet unterdessen an Sicherheitsvereinbarungen mit den türkischen Streitkräften, um eine Pufferzone zwischen der Türkei und den kurdischen Kämpfern zu schaffen. Die Kurden luden unterdessen die syrische Regierung zur Übernahme ihrer Gebiete ein und haben angeblich begonnen, Manbidsch zu verlassen. Erdoğan leugnete jedoch, dass die kurdischen Einheiten Manbidsch verlassen hätten und nannte die Einladung eine "Psy-Operation". Klar ist, dass die russische Militärpolizei in den ländlichen Gebieten der Manbidsch-Region, vor allem im Südwesten, eine immer deutlichere Präsenz zeigt. Zuletzt führten die russischen Truppen in diesem Gebiet sogar eine gemeinsame Patrouille mit der YPG durch.
Am Mittwoch wird der türkische Präsident zu Besuch in Russland erwartet. Dort stehen Konsultationen mit Präsident Putin an, die sich auf die Lage in Idlib, wo al-Kaida-nahe Dschihadisten die gesamte Rebellen-Region übernommen haben, und eine Koordinierung der Interessen in Nordsyrien mit Fokus auf Manbidsch fokussieren werden. Russland fordert, dass letztlich alle syrischen Gebiete wieder unter die Kontrolle der Zentralregierung in Damaskus kommen müssen.
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