Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat US-Sicherheitsberater John Bolton im vergangenen Jahr vom Verteidigungsministerium Optionen für einen Angriff auf den Iran angefordert. Hintergrund sei eine Attacke mit drei Mörsergranaten auf das Diplomatenviertel in der irakischen Hauptstadt Bagdad gewesen, schrieb die US-Zeitung am Sonntag unter Berufung auf amtierende und frühere Regierungsmitarbeiter.
Zwar sei bei dem Granatenangriff, der einer militanten Gruppe mit Verbindungen zum Iran zugeschrieben werde, niemand verletzt worden, er habe aber ungewöhnlichen Alarm im Weißen Haus ausgelöst.
Das US-Verteidigungsministerium habe die erbetenen Optionen ausgearbeitet, heißt es in dem Bericht weiter. Nach Darstellung der Zeitung ist jedoch nicht klar, ob die Vorschläge auch dem Weißen Haus vorgelegt wurden und ob Präsident Donald Trump von der Anfrage wusste. Unklar sei demnach auch, ob ernsthafte Pläne für einen Angriff auf den Iran Gestalt annahmen.
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates erklärte, man stelle dem US-Präsidenten Optionen zur Verfügung, um auf eine Vielzahl von Bedrohungen zu reagieren. Die Anfrage habe sowohl im Pentagon als auch im Außenministerium Besorgnis ausgelöst, schreibt das Wall Street Journal.
Sie verunsicherte die Menschen. Es war irre, wie unverblümt sie über einen Angriff auf den Iran sprachen", so ein ranghoher Ex-Mitarbeiter.
Ein Regierungsmitarbeiter, der nicht namentlich zitiert werden wollte, stellte es gegenüber der Deutschen Presse-Agentur anders dar. Es stimme nicht, dass das Außenministerium und das Pentagon von der Anfrage überrumpelt worden seien. Auf Details ging er aber nicht ein.
Trump hatte im Mai 2018 in einem Alleingang das internationale Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt, obwohl das persische Land laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Auflagen des Abkommens eingehalten hatte. Trumps Sicherheitsberater Bolton gilt als Hardliner gegenüber der Islamischen Republik. "Bombardiert den Iran, um die iranische Bombe zu verhindern", forderte er etwa im März 2015 in der New York Times.
Auch im Fall Syriens gilt Bolton als Hardliner, der weiterhin an einem Regime-Change festhalten will. Ende September erklärte er, dass die US-Truppen praktisch auf unbegrenzte Zeit in Syrien verbleiben würden, zumindest so lange, wie dort iranische Kräfte aktiv sind.
Entsprechend enttäuscht zeigt sich Bolton von der kurz vor Weihnachten verkündeten Entscheidung Trumps, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen. Während seiner jüngsten Nahost-Reise stellte der Sicherheitsberater den Truppenabzug in Frage und sorgte damit für Verwirrung. "Wir nehmen keine Befehle von Bolton entgegen", stellte das Pentagon klar und machte deutlich, dass sich an Trumps Abzugsplänen nichts geändert habe.
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(rt deutsch/dpa)