Der UN-Generalsekretär für humanitäre Angelegenheiten, Mark Lowcock, forderte einen humanitären Waffenstillstand in Gebieten, die für die Versorgung und Infrastruktur unerlässlich sind. Aufgrund der sich verschlechternden Situation vor Ort sei die UNO gezwungen gewesen, ihre Schätzungen von 11 Millionen Jemeniten, die vor zwei Wochen kurz vor dem Hungertod standen, nach oben zu korrigieren. Ungefähr 14 Millionen Jemeniten sollen beinahe mit einer Hungersnot konfrontiert sein und würden sich auf Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland verlassen, um zu überleben.
Der größte Teil dieser Hilfe - 80 Prozent - kommt über den Hafen von Hodeidah an. Die von den Houthi kontrollierte Stadt wird seit Juni von Koalitionstruppen unter der Führung von Saudi-Arabien belagert. Die Saudis beschuldigten den regionalen Rivalen Iran, die Houthis durch den Hafen zu bewaffnen, obwohl Teheran die Vorwürfe zurückweist.
Die britische NGO Save the Children behauptet, dass fast zwei Drittel (64,5 Prozent) der Jemeniten "nicht wissen, wann oder ob ihre nächste Mahlzeit kommen wird" und warnt davor, dass diejenigen, die nicht an Hunger sterben, immer noch Gefahr laufen, einer Krankheit zu erliegen. Der Jemen befindet sich inmitten des größten Cholera-Ausbruchs der Welt, eine Situation, die durch einen, wie viele glauben, bewussten Beschuss von Krankenhäusern durch die Koalitionskräfte verschärft wird.
Die von den USA bewaffneten und ausgebildeten Koalitionstruppen sind wegen Überfällen auf zivile Ziele wie Krankenhäuser und Hochzeitspartys in die Kritik der internationalen Gemeinschaft geraten. Im August wurde durch einen saudischen Luftangriff ein Schulbus zerstört. Dabei starben 30 Kinder. Dennoch scheiterten bisher alle Versuche von Anti-Kriegs-Elementen im US-Kongress, ein Gesetz zu verabschieden, das die US-Unterstützung für den blutigen Konflikt beendet.
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Der Stellvertreterkrieg im Jemen dauert seit 2015 an. In dem ärmsten Land des Nahen Ostens wurden über 60.000 Menschen getötet oder verletzt. Die Lebensmittelpreise sind um 68 Prozent gestiegen und der Wert der nationalen Währung sank um 180 Prozent. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung lebt heute unter der Armutsgrenze. Laut UN-Berichten waren Millionen von Jemeniten gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, darunter eine halbe Million Menschen in Hodeidah in den letzten Tagen.
Lowcock forderte eine Aufstockung der Mittel und der Unterstützung für Hilfsmaßnahmen, einschließlich einer Devisenzufuhr in die Wirtschaft Jemens sowie die Einstellung der Feindseligkeiten um die Hafen- und Infrastrukturgebiete.