Hat der israelische Geheimdienst Mossad einen syrischen Wissenschaftler getötet?

Am Samstag wurde Dr. Aziz Asbar durch eine Autobombe getötet. Obwohl eine syrische Rebellengruppe sich zur Tat bekannte, zeigten syrische Stellen mit dem Finger auf Israel. Die Art des Anschlags sowie die Zielauswahl trügen eher die Handschrift des Mossad.

Er war der führende Wissenschaftler des syrischen Programms für Raketenantriebstechnologie und arbeitete im Büro in Masyaf, einem Ableger des von Israel zerstörten Syrian Scientific Studies and Research Center. Dort soll Dr. Asbar noch vor dem Krieg als Raketenwissenschaftler gearbeitet haben, was ihn für den israelischen Geheimdienst Mossad interessant machte. Dort arbeiteten zuvor rund 10.000 Menschen an der Entwicklung von Raketen, chemischen, biologischen und angeblich sogar an Nuklearwaffen.

Schon vor elf Jahren gab es eine große Explosion in der Niederlassung des Instituts in al-Safir, bei der 15 Syrer und eine nicht näher bekannte Zahl an iranischen Wissenschaftlern ums Leben kam. Schon damals wurde dahinter der Mossad vermutet.

Was Aziz Asbar zur Zielscheibe des israelischen Geheimdienstes gemacht haben könnte, war seine mutmaßliche Arbeit als Chef der geheimen Einheit Sektor 4, wie die New York Times unter Berufung auf anonyme Insider aus Syrien mitteilte. Mit uneingeschränktem Zugang zu Präsident Baschar al-Assad und in Zusammenarbeit mit Qassem Soleimani, dem Kommandeur der für Auslandseinsätze zuständigen al-Quds-Einheit der iranischen Revolutionsgarde, soll er am Umbau der syrischen SM600-Tishreen-Rakete gearbeitet haben.

Die auf Basis der iranischen Fateh-110 nachgebaute Rakete hat eine Reichweite von 250 Kilometern, die durch eine Veränderung im Antrieb offensichtlich erhöht werden sollte. Zudem soll der Sektor 4 auch an der Modifizierung der syrischen Artillerie gearbeitet haben, was als künftige Bedrohung Israels gewertet worden sein könnte.

Der israelische Geheimdienst Mossad hat eine lange Vergangenheit, was die Ermordung von Wissenschaftlern betrifft. Diese als "Negativbehandlung" bekannten Operationen müssen laut israelischem Gesetz immer durch den Ministerpräsidenten autorisiert werden. Schon in den 1950er-Jahren versuchte der Mossad, deutsche Wissenschaftler in Ägypten umzubringen, die in Kairo an einem in den Kinderschuhen steckenden Raketenprogramm gearbeitet hatten.

In Brüssel töteten die Israelis 1990 den Kanadier Gerald Bull, der dem irakischen Diktator Saddam Hussein eine "Superwaffe" versprach. Und seit 2007 führte der israelische Geheimdienst mindestens elf Anschläge im Iran, in Syrien, in Dubai, im Libanon, in Tunesien und in Malaysia aus.

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