Rund einen Meter Durchmesser haben sie, werden selbstgebaut, mit brennenden Lumpen oder glühenden Kohlen am Ende des Seils versehen, und dann fliegen sie los. Die Rede ist von sogenannten Feuerdrachen, die Palästinenser aus dem Gazastreifen in den letzten Monaten vermehrt über die Grenze zu Israel aufsteigen lassen. Auch Luftballons, ebenfalls durch ein Seil mit improvisierten Brandsätzen verbunden, kommen zum Einsatz. Der Westwind trägt sie dann nach Israel, wo sie im Grenzgebiet Brände auslösen sollen.
Diese Angriffe der Palästinenser richteten bereits schwere Verwüstungen im Süden Israels an. Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministeriums zerstörten durch Brand-Drachen ausgelöste Feuer rund 28 Quadratkilometer Land. Nach Medienberichten sollen allein 25 Hektar Weizenfelder dem Feuer zum Opfer gefallen sein. Die Erde ist trocken, so dass sich die Brände rasend schnell ausbreiten können. Die Gesamtschäden sollen in die Millionenhöhe gehen.
Zerstörerisches und gefährliches Phänomen, das die Armee nicht unter Kontrolle bekommt
Die Attacken stellen die israelische Armee vor große Probleme. Obwohl sie zwar mit Hilfe von Modellflugzeugen oder Drohnen in den letzten Monaten rund 500 solcher brennenden Flugobjekte gerammt und zum Fall gebracht haben soll, wird sie nicht Herr dieser zerstörerischen und gefährlichen Angriffe. Israel macht die im Gazastreifen herrschende Hamas für die Feuer-Attacken verantwortlich.
Erst am vergangenen Wochenende gab es einen heftigen Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas. Die israelische Luftwaffe flog schwere Luftangriffe auf dutzende Ziele im Gazastreifen. Zwei palästinensische Jugendliche wurden getötet. Zuvor hatten militante Palästinenser über 200 Raketen und Mörser-Granaten auf israelische Siedlungen entlang der Grenze abgefeuert. Auch Brand-Drachen sollen erneut nach Israel geschickt worden sein.
Am vergangenen Sonntag traf sich das Sicherheitskabinett, um die Spannungen an der Grenze zum Gazastreifen zu erörtern. Dabei dominierte in der Runde vor allem die Diskussion über eine entsprechende Reaktion auf Feuerdrachen und brennende Luftballons. Laut einem Bericht der englischsprachigen israelischen Nachrichtenseite Ynetnews soll es zu einem Schlagabtausch zwischen dem Bildungsminister Naftali Bennett und dem Generalstabschef der israelischen Armee, Gadi Eisenkot, gekommen sein.
Sollen auch Kinder und Jugendliche beschossen werden?
In der Debatte, dass es unter denjenigen, die diese selbstgebastelten Brand-Drachen und Ballons hochsteigen lassen, auch Kinder gäbe, stellte Bennett dem Bericht zufolge die Frage:
Warum nicht auf diejenigen schießen, die solche Luftbomben auf unsere Gemeinden lenken, und auf die Terror-Zellen? Es gibt kein rechtliches Hindernis. Warum neben sie und nicht direkt auf sie schießen? Das sind in jeder Hinsicht Terroristen."
Der Armee-Chef erwiderte:
Ich glaube nicht, dass das Schießen auf Jugendliche und Kinder, die manchmal die Ballons und Drachen starten lassen, richtig ist."
Und was, wenn es sich dabei um einen Erwachsenen handeln sollte, der als Erwachsener auch identifiziert worden sei, soll der Vorsitzende der rechtskonservativen Siedlerpartei "Jüdische Heimat" demnach darauf gefragt haben.
"Wollen Sie eine Bombe aus einem Flugzeug auf Zellen, die einen Brandballon oder Feuerdrachen steigen lassen, werfen?", fragte Eisenkot.
Als Bennett bejahte, sagte der Generalstabschef der israelischen Verteidigungsstreitkräfte: "Ich bin anderer Meinung. Es ist gegen meine operativen und moralischen Positionen."
Der Bildungsminister soll zudem die Entscheidung der Regierung kritisiert haben, den Waffenstillstand mit der Hamas und dem Islamischen Dschihad in Gaza nach der heftigen Kampfrunde am vergangenen Samstag akzeptiert zu haben. "Ein Waffenstillstand, ohne den Terrorismus zu stoppen, ist Kapitulation", stellte er fest.
Seit drei Monaten sind wir Zeuge des Feuer-Terrorismus, bei dem etwa 1.000 Brandballons gegen die Bewohner an der Grenze zu Gaza eingesetzt wurden. Allein in den letzten Tagen wurden die Bewohner des Südens mit rund 200 Raketen beschossen", beklagte Bennett.
Dem Bericht zufolge wolle der israelische Bildungsminister gemeinsam mit der Justizministerin Ayelet Schaked demnach im Kabinett Einspruch gegen "jeden Waffenstillstand erheben, der es der Hamas erlaubt, sich wieder aufzurüsten und weiterhin Feuerballons in Richtung der Bewohner des Südens zu starten."
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