Nach Informationen aus syrischen Geheimdienstquellen und russischen Militärkreisen könnte sich der nächste Chemiewaffenangriff in der durch die US-Koalition besetzten Region Deir ez-Zor ereignen. So berichtete etwa RIA Nowosti von mutmaßlichen Vorbereitungen auf die Inszenierung eines Chemiewaffenangriffs seit dem 23. April. Demnach seien Zivilisten in ein Gebiet in der Nähe des Jafra-Ölfelds im Osten Syriens verfrachtet worden, um sie als mögliche Statisten eines vorgetäuschten Chemiewaffenangriffs einzusetzen.
Die Operation wird von einem ehemaligen ISIS-Kämpfer, Mishan Idris Hamash, geleitet. Das Ziel ist es, einen chemischen Angriff gegen Zivilisten zu inszenieren, um ihn dann in den Medien weiter zu verbreiten", heißt es mit Verweis auf eine "informierte Quelle" in dem Bericht.
Am vergangenen Donnerstag wurde bekannt, dass die US-Regierung den sogenannten "Weißhelmen" für das kommende Jahr 6,6 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen gedenkt - nachdem diese kurz zuvor eingestellt worden war.
Nach dem vermeintlich im März von der syrischen Regierung befohlenen Einsatz von Chemiewaffen in Duma verdichteten sich die Indizien, dass dieser von den Weißhelmen inszeniert wurde. So besuchte etwa der preisgekrönte britische Journalist Robert Fisk den Ort des Geschehens, um festzustellen, dass der vermeintliche Angriff von ebenjenen Ersthelfern vorgetäuscht wurde.
Ohne jedoch Ermittlungen vor Ort abzuwarten, flogen die USA, Großbritannien und Frankreich völkerrechtswidrige "Vergeltungsschläge" gegen Stellungen der Syrisch-Arabischen Armee (SAA). Auch in diesem Fall wurden die Vorbereitungen für den vermeintlichen Chemiewaffeneinsatz bereits Wochen im Voraus durch syrische Regierungsstellen und das russische Militär aufgedeckt, und entsprechende Warnungen wurden laut.
Vor wenigen Tagen erklärte das russische Verteidigungsministerium nun:
Unsere Informationen, die von drei unabhängigen syrischen Quellen bestätigt wurden, besagen, dass die Befehlshaber der sogenannten Freien Syrischen Armee, unterstützt von US-amerikanischen Spezialeinheiten, eine ernsthafte Provokation mit chemischen Kampfstoffen in der Provinz Deir ez-Zor vorbereiten.
Was in dieser Hinsicht ebenfalls für Besorgnis sorgt, ist die Verlegung des US-Flugzeugträgers Harry S. Truman samt 6.500 Mann Besatzung an die syrische Küste nach den Luftschlägen durch die US-Koalition in Ost-Ghuta. Dies geschah, obwohl US-Verteidigungsminister James Mattis im April erklärte, dass es sich bei den Luftangriffen um eine "einmalige Aktion" handele. Einige Beobachter gelangen daher zu der Annahme, dass die US-Armee Mattis' Aussage zum Trotz weitere militärischen Maßnahmen plane.
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Nikki Haley hatte diese nach den Koalitionsangriffen auf syrische Stellungen bereits in Aussicht gestellt und erklärt, die USA seien "geladen und entsichert", sollte die syrische Regierung erneut Chemiewaffen einsetzen.
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Die US Navy lieferte folgende Begründung für die Verlegung der Harry S. Truman an die syrische Küste:
Die Verlegung der Kampfgruppe der Harry S. Truman in den Kampf gegen ISIS ist eine starke Botschaft an unsere Partner, dass wir uns für Frieden und Sicherheit in der Region und überall dort einsetzen, wo der internationale Terrorismus droht. Wieder einmal demonstrieren wir die unglaubliche Flexibilität und die Fähigkeiten einer Flugzeugträger-Kampfgruppe: Wir sind kampferprobt und bereit, jederzeit und überall auf den Ruf zu antworten, um jede Mission auszuführen, die uns anvertraut wird.
Währenddessen verweisen aktuelle Berichte auf die Errichtung einer US-Garnison in unmittelbarer Nähe des Jafra-Ölfelds. Dieses Gebiet gilt als Einsatzort für eine mögliche erneute Inszenierung eines Chemiewaffenangriffs. Auch wenn die US-Koalition nicht müde wird zu betonen, dass ihr einziges Ziel in Syrien die Bekämpfung des Terrorismus sei, besetzten die USA und ihre Verbündeten, vornehmlich die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), im vergangenen November nahezu ein Drittel des syrischen Staatsgebiets im Nordosten des Landes.
Dabei handelt es sich um den Teil Syriens mit den größten Vorkommen an fossilen Ressourcen, darunter auch Wasser. Entsprechend einem Teil des Budgets des Pentagons mit dem Titel "The Overseas Contingency Operations (OCO) Request Counter-ISIS (Daesh) Train and Equip Fund (CTEF)", haben die USA demnach 300 Millionen US-Dollar für die Bewaffnung und Ausrüstung von 65.000 Soldaten bereitgestellt, die Teil der amerikanischen "Partnerkräfte" im Nordosten Syriens sind.
Vor wenigen Tagen drohten die USA dann der syrischen Regierung, als diese ankündigte eine Offensive gegen extremistische Gruppen aus dem Gouvernement Dara'a im Süden Syriens zu starten. Das US-Außenministerium kündigte für diesen Fall eine "entschiedene Antwort" an. Angesichts der Tatsache, dass die Kämpfer im Gouvernement Daraa entweder ISIS, Al-Qaida oder deren Partnerorganisationen angehören, wird die Drohung der USA seitens internationaler Beobachter, der syrischen Regierung und Moskau als weiteres Indiz für ein doppeltes Spiel der US-Regierung interpretiert.
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