von Ali Özkök
„Wir werden entweder die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei festigen oder sie werden insgesamt kollabieren“, sagte Çavuşoğlu in einer Pressekonferenz während der zweiten „Ministeriellen Überprüfungskonferenz Türkei-Afrika“ in Istanbul.
Er äußerte sich auch zu Ankaras Erwartungen in Bezug auf die anhaltende Unterstützung der USA für die kurdische YPG-Miliz, die von Ankara als syrischer Ableger der PKK betrachtet und damit als terroristisch eingestuft wird.
„Wir wollen keine Versprechungen und Zusagen aus den USA, wir wollen konkrete Schritte [in Bezug auf die YPG]. Damit wir mit den USA über mehrere Themen diskutieren können, muss das verlorene Vertrauen wiederhergestellt werden. Und die Ursache des verlorenen Vertrauens sind die US-[Aktionen]“, kritisierte Çavuşoğlu scharf den NATO-Partner in Washington.
Der Direktor des Nachrichtenportals Eurasia Future sagte im Gespräch mit RT Deutsch auf die Frage, ob der Konflikt zwischen der Türkei und den USA das tatsächliche Potenzial einer Konfrontation birgt:
Sicher, aber in diesem Stadium wollen beide Seiten eine direkte Konfrontation vermeiden. Auf der anderen Seite hat die Türkei den USA reichlich Gelegenheit gegeben, ihre Soldaten aus den Gebieten zurückzuziehen, in denen die Operation 'Olivenzweig' durchgeführt werden wird.“
Über die Haltung Washingtons hinsichtlich der Türkei und der YPG ergänzte Adam Garrie:
Die USA ihrerseits wollen und brauchen keine direkte Konfrontation mit den türkischen Streitkräften, aber die USA scheinen sich durch ihre Allianz mit der YPG/PKK selbst in die Ecke gedrängt zu haben.“
Der Minister sagte, dass die YPG, die die USA unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ unterstützt, im Grunde die dschihadistische Terrorgruppe nicht mehr angreift. Türkische Medien zitierten Çavuşoğlu mit folgenden Worten:
Die USA fassen die vom IS gehaltenen Gebiete wie kleine Fronten in Ostsyrien nicht an, um ihre Präsenz in Syrien fortzusetzen und die YPG zu unterstützen.“
Tillerson wird voraussichtlich am Donnerstag in der Türkei eintreffen, um offizielle Gespräche über die eskalierende PKK-Krise zwischen Washington und Ankara zu führen.
„Ich bin sicher, dass wir eine wohlwollende diplomatische Sprache hören werden, nachdem sich Tillerson mit Beamte in Ankara getroffen hat, aber solange die USA nicht aufgeben werden, kurdische Terroristen zu unterstützen, wird die Türkei wahrscheinlich weitermachen. Für eigentlich jeden türkischen Parteiführer wäre es unverantwortlich, einen von den USA bewaffneten PKK-Ableger in Syrien vor den eigenen Grenzen zu zulassen“, sagte Adam Garrie gegenüber RT Deutsch.
Der Besuch findet inmitten der türkischen Operation „Olivenzweig“ statt, die sich gegen YPG in der Region Afrin im Nordwesten Syriens richtet.
Die Beziehungen zwischen den beiden NATO-Verbündeten haben sich in den letzten Monaten deutlich angespannt. Im gleichen Zeitraum baute die Türkei ihre Beziehungen zu Russland aus, was im Westen auf großes Missfallen stößt.
Die Türkei wendet sich entschieden gegen die militärische Unterstützung der „Demokratischen Kräfte Syriens“ (SDF) durch die USA, die von der YPG-Miliz dominiert wird, die laut Ankara eine ernsthafte Bedrohung für die nationale Sicherheit der Türkei darstellt.
Die Weigerung der USA, den Führer der Gülen-Bewegung auszuliefern, der im US-amerikanischen Exil lebt, ist ein weiterer Streitpunkt zwischen Ankara und Washington. Die türkische Regierung ist davon überzeugt, dass Fethullah Gülen und seine Anhänger hinter dem gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016 stehen.
„Wir haben schwere Fehler und Unrecht bei unserem Verbündeten USA bezüglich Gülen und YPG sowie bei anderen Themen gesehen. Die USA haben die Versprechen, die sie gegeben haben, nicht gehalten.“, sagte der türkische Außenminister und fügte die rhetorische Frage hinzu:
Wie vertrauenswürdig kann ein Land sein, das seine Versprechen nicht einhält?“