Entsprechende Äußerungen sind einem Exklusivinterview Afeisis mit der regierungsnahen türkischen Zeitung Yeni Şafak zu entnehmen.
Wir leiden keinen Mangel in Bezug auf Waffen, Munition oder Kämpfer, und wir sind auch moralisch bereit. Eine 10.000 Mann starke Truppe ist bereit für Manbidsch", sagte der stellvertretende Generalstabschef.
Afeisi wies auf die Bedeutung einer möglichen Operation in Manbidsch hin und verwies in diesem Zusammenhang auch auf die US-Aktivitäten in der Region. Gegenüber der türkischen Zeitung drohte der hochrangige FSA-Kommandeur:
Wir halten Manbidsch strategisch für genauso wichtig wie Afrin, und so haben wir als Syriens Nationalarmee ['Al-Jaysh al-Watani'] den PKK-Formationen in Manbidsch den Krieg erklärt. Gemessen an den YPG sind die USA aber das dringendere Problem. Für den Fall, dass die türkischen Streitkräfte (TSK) und die FSA nach Manbidsch einrücken sollten, werden die USA, wie in Afrin, den Terroristen ihre Unterstützung entziehen. Wenn nicht, kämpfen wir auch gegen die US-Streitkräfte, die in dieser Region stationiert sind.
Die Türkei und die FSA betrachten die YPG-Miliz als syrischen Ableger der PKK, die Ankara als terroristisch einstuft.
Protürkischer Vorstoß soll in Manbidsch nicht enden
"Die militärische Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der FSA, die mit der Operation Euphratschild begann, wird fortgesetzt, bis das syrische Volk Frieden findet", kündigt Afeisi weiter an und sieht Manbidsch nicht als Endpunkt der Operationen:
Jene Kräfte, die mit allen Mitteln zu verhindern suchen, dass die syrische Bevölkerung in ihren eigenen Regionen an die Macht kommt, werden sich der Entschlossenheit der Türkei und der syrischen Nationalarmee stellen müssen. Wir haben uns mit Ankara in allen Fragen geeinigt. Manbidsch ist nicht das endgültige Ziel; wir werden nicht aufhören, bis Hasakah, Ayn Issa, Ayn al-Arab, Ras al-Ayn, Al-Malikiyah und Tal Abyad von den YPG befreit sind.
Rund 30 Untergruppen der so genannten Freien Syrischen Armee (FSA) haben sich unter der Führung der Türkei zu einer 22.000 Mann starken "Nationalarmee" zusammengeschlossen und sind so zur größten Rebellen-Gruppe Syriens aufgestiegen.
Bemerkenswert ist, dass FSA-Kommandeur Afeisi über seine 51. FSA-Brigade, die zur so genannten Hamza-Division gehörte, selbst Teil des Ausbildungs- und Ausrüstungsprogramms (Train and Equip Program) des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA war. Das erklärte der Syrien-Analyst Sam Heller von der US-amerikanischen Denkfabrik Century Foundation auf Twitter.
Nachforschungen von RT Deutsch bestätigen, dass Afeisi lange Zeit Beziehungen zu den USA unterhielt, denen er inzwischen mit Krieg droht. Die Hamza-Division, der die 51. FSA-Brigade angehörte, war Teil der Hawar-Kilis-Operationszentrale in der Türkei, über die die USA ihr Ausbildungs- und Ausrüstungsprogramm bis zum 16. November 2016 organisierten. Afeisi war Mitbegründer der sogenannten Syrischen Revolutionsfront (SRF).
Mittlerweile rudert Afeisi zurück
Angesichts der Wellen, die seine Aussagen schlugen, distanzierte sich Afeisi inzwischen von diesen.
Die von der Türkei im Grenzgebiet eingeleitete große militärische Luft- und Bodenoperation gegen die kurdische YPG-Miliz in Afrin hat die Beziehungen zwischen der Türkei und ihrem wichtigsten NATO-Verbündeten, den USA, bereits jetzt schwer belastet. Washington unterstützt die so genannten Kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die Ankara als Erweiterung der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) betrachtet. Diese ist in der Türkei als terroristische Organisation gelistet.
Ankara sagt, dass die Operation darauf abzielt, den "Islamischen Staat" zu bekämpfen und kurdische Kämpfer daran zu hindern, dauerhaft Fuß zu fassen oder eine Autonomie zu erlangen. In Ankara läuteten die Alarmglocken, als Berichte aufkamen, die besagten, die USA würden den Aufbau einer Grenzschutztruppe planen. Die Mehrheit der dafür erforderlichen rund 30.000 Mann solle aus den Reihen der YPG-Miliz kommen. Eine solche Einheit, die Grenzen verteidigen soll, war für die Türkei gleichbedeutend mit einem ersten Schritt der USA, Syrien entlang der kurdisch kontrollierten Gebiete zu spalten.
Die Spannungen wurden durch ein Telefongespräch zwischen Erdogan und US-Präsident Donald Trump am Mittwoch noch verschärft, als türkische Beamte die Niederschrift des Gesprächs in Frage stellten und sagten, dass der US-Führer zu keinem Zeitpunkt Bedenken hinsichtlich einer "eskalierenden Gewalt" in Afrin geäußert haben soll.
Türkische Armee berichtet über neutralisierte IS-Kämpfer
Zuvor hatte das Weiße Haus in seiner Zusammenfassung des Gesprächs erklärt, dass Trump "Besorgnisse weitergab, dass die eskalierende Gewalt in Afrin droht, unsere gemeinsamen Ziele in Syrien zu unterminieren", während er seinen türkischen Amtskollegen aufgefordert habe, die Situation zu deeskalieren und seine militärische Wucht zu "begrenzen".
Ungeachtet dessen kündigte Erdogan an, die Operation möglicherweise auch auf das Gebiet Manbidsch auszuweiten, das ebenso von den YPG kontrolliert wird. Anders als in Afrin sind allerdings in diesem Raum auch zahlreiche US-Soldaten stationiert, um die Kurden-Miliz zu schützen. Später sagte der stellvertretende türkische Premierminister Bekir Bozdag, dass es in Manbidsch sogar zu einer Konfrontation zwischen den USA und Ankara kommen könnte, obwohl die Möglichkeit einer solchen Entwicklung "gering" sei.