Eine Analyse des RT-Teams
Gut eine Woche nach dem syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa besuchte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman das Weiße Haus. Während der ehemalige Dschihadist das Weiße Haus nur über den Seiteneingang betreten durfte, bereitete Trump Mohammed bin Salman einen opulenten Empfang. Während der für ausländische Gäste außergewöhnlichen Empfangszeremonie auf dem Südrasen des Weißen Hauses spielte eine Militärband. Fahnenträger saßen auf schwarzen Pferden und eine Formation von Kampfflugzeugen flog über die Köpfe der beiden Männer hinweg.
Mohammed bin Salman, genannt MBS, hatte sieben Jahre auf eine Einladung nach Washington warten müssen. Nach der Ermordung des Washington-Post-Journalisten Jamal Khashoggi im Jahr 2018 war er in den USA nicht mehr willkommen. Die CIA machte ihn für den Auftragsmord im saudischen Konsulat in Istanbul verantwortlich.
Saudi-Arabien musste damals als Paria-Staat geächtet werden. Mit dem pompösen Empfang für MBS im Weißen Haus durch Trump sieht sich der Kronprinz nun jedoch rehabilitiert.
Als eine Reporterin ihn im Oval Office auf Khashoggi ansprach, reagierte Trump verärgert. "Sie sollten unseren Gast nicht in Verlegenheit bringen, indem Sie eine solche Frage stellen", rügte er die Mitarbeiterin von ABC. Dann fügte er hinzu, dass viele Menschen Khashoggi nicht gemocht hätten: "Aber ob man ihn nun mochte oder nicht, Dinge passieren." Der Kronprinz habe von der Ermordung jedenfalls nichts gewusst, behauptete Trump.
Im Oval Office versprach bin Salman dem US-Präsidenten, künftig nicht nur 600 Milliarden, sondern eine Billion US-Dollar in den Vereinigten Staaten zu investieren. Ob es dazu kommen wird, ist jedoch fraglich. Diese Summe entspricht in etwa der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes. Außerdem vereinbarten die beiden eine verstärkte Zusammenarbeit bei den Themen Nuklearenergie und kritische Mineralien sowie ein "bahnbrechendes KI-Memorandum". Alles bleibt dabei vage und beschränkt sich auf Absicherungserklärungen.
Vor dem Treffen kündigte Trump am Montag zudem an, dass er ein Rüstungsgeschäft mit dem Königreich abschließen werde. "Wir werden F-35-Jets verkaufen", sagte er auch zu den Reportern im Oval Office. Bisher verfügte in der Region einzig der jüdische Staat über F-35-Kampfflugzeuge. "Israel wird zufrieden sein", wiegelte der US-Präsident eine entsprechende Frage ab.
Der amerikanische Präsident versucht bei dem Treffen vergeblich, die Saudis zur Normalisierung ihrer Beziehungen zu Israel zu bewegen. Aus der Sicht von Riad müsse sich Israel zunächst glaubwürdig einem Weg zu einer Zweistaatenlösung mit den Palästinensern verpflichten. Er habe dies mit dem amerikanischen Präsidenten besprochen, erklärte bin Salman in Washington. Erst vor kurzem bekräftigte Manal Radwan, eine Spitzenfunktionärin im saudischen Außenministerium, "ein palästinensischer Staat ist eine Voraussetzung für die regionale Integration" Israels. Man könne es nicht umgekehrt machen, sagte sie in Bahrain auf einer Konferenz.
Präsident Trump erklärte am Dienstagabend, dass er Saudi-Arabien offiziell als wichtigen Nicht-NATO-Verbündeten anerkannt habe, um die militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu vertiefen. Das vereinfacht im Grunde den Verkauf der F-35-Kampfflugzeuge, die Trump dem Land entgegen Kritik wegen dessen enger wirtschaftlicher Verbindungen zu China schon vor dem Besuch bin Salmans zugesagt hatte. Es ist jedoch keine Sicherheitsgarantie nach NATO-Beistand, wie Saudi-Arabien sie sich erhofft hatte. Dafür müsste der US-Kongress Saudi-Arabien eine Sicherheitsgarantie als solche zubilligen.
Insgesamt hatten die Vereinbarungen überwiegend symbolischen Charakter, waren kaum belastbar und galten sehr wohl nicht über Trumps Amtszeit hinaus.
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