Gaza: IDF tötet gezielt Al-Jazeera-Journalisten wegen "Hamas-Terrorverdachts"

Die israelische Armee hat am Sonntag gezielt den palästinensischen Journalisten Anas al-Sharif ermordet. Bei der gezielten Attacke kamen zudem weitere Kollegen ums Leben. Laut IDF-Stellungnahme wurde Al-Sharif als Hamas-Terrorist angesehen, "der sich als Journalist von Al Jazeera ausgab."

Die israelische Armee wütet weiter unter dem Befehl von Premier Benjamin Netanjahu in Gaza, unbeeindruckt von den landesweiten Protesten in Israel. Das jüngste skrupellose Ereignis, die gezielte Tötung von mehreren Menschen, betraf insgesamt vier Al-Jazeera-Journalisten, darunter den bekannteren Anas al-Sharif. Der Sender bestätigte die Ermordung, die demnach in Gaza-Stadt nahe dem Al-Schifa-Krankenhaus stattfand. Die IDF erklärte zu dem willkürlichen Mord, dass der Journalist laut ihrer Wahrnehmung einer Hamas-Terrorzelle angehörte und angeblich "Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen organisierte."

Al Jazeera berichtet zu den jüngsten willkürlichen IDF-Tötungen, dass bei einem Angriff auf ein Zelt vor dem Haupttor des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt am späten Sonntagabend insgesamt sieben Menschen getötet worden seien. Darunter "der Al-Jazeera-Korrespondent Mohammed Qreiqeh sowie die Kameraleute Ibrahim Zaher, Mohammed Noufal und Moamen Aliwa".

In einem separaten gezielten Anschlag war zuvor bereits Anas al-Sharif ermordet worden. Der Journalist war verheiratet und hinterlässt zwei Kinder. Dazu heißt es in dem Artikel:

"Kurz vor seiner Ermordung schrieb al-Sharif, ein bekannter 28-jähriger Korrespondent von Al Jazeera Arabic, der Berichten zufolge ausführlich aus dem Norden Gazas berichtet hatte, auf X, dass Israel intensive, konzentrierte Bombardements – auch als 'Feuergürtel' bekannt – auf den östlichen und südlichen Teil von Gaza-Stadt gestartet habe."

Eine Stunde nach diesem X-Posting informierte die IDF-Presseabteilung auf X, als vermeintliche Rechtfertigung einer gezielten Tötung:

"Geheimdienstinformationen und Dokumente aus Gaza, darunter Dienstpläne, Listen von Terroristenausbildungen und Gehaltsabrechnungen, beweisen, dass er ein Hamas-Aktivist war, der in Al Jazeera integriert war. Ein Presseausweis ist kein Schutzschild für Terrorismus."

Irene Khan, UN-Sonderberichterstatterin zu Meinungsfreiheit, der internationale Journalistenverband CPJ sowie Sharifs Arbeitgeber Al Jazeera hatten diese Anschuldigungen zuvor regelmäßig zurückgewiesen. CPJ bezeichnete die von Israel vorgelegten Dokumente als Teil einer Schmutzkampagne, die rein die gezielte Tötung rechtfertigen sollen.

Al-Sharif berichtete in einem weiteren, letzten X-Beitrag am Sonntagabend darüber, dass die IDF ihre "ununterbrochenen Bombardierungen" fortsetze:

"In den letzten zwei Stunden hat sich die israelische Aggression gegen Gaza-Stadt verschärft."

In einer Botschaft, die der Journalist laut Al Jazeera am 6. April dieses Jahres verfasst hatte "und im Falle seines Todes veröffentlicht werden sollte", schrieb al-Sharif, er habe "den Schmerz in all seinen Details erlebt" und "wiederholt Trauer und Verlust erfahren." Ein weiteres Zitat aus dem Schreiben lautet:

"Trotzdem habe ich nie gezögert, die Wahrheit so zu vermitteln, wie sie ist, ohne Verzerrung oder Falschdarstellung, in der Hoffnung, dass Gott diejenigen sehen würde, die geschwiegen haben, diejenigen, die unsere Ermordung akzeptiert haben, und diejenigen, die uns den Atem genommen haben. Nicht einmal die verstümmelten Leichen unserer Kinder und Frauen haben ihre Herzen bewegt oder das Massaker beendet, dem unser Volk seit über anderthalb Jahren ausgesetzt ist."

In einer Erklärung verurteilte Al Jazeera Media Network die jüngste gezielten Morde als "einen weiteren eklatanten und vorsätzlichen Angriff auf die Pressefreiheit". In der Mitteilung heißt es weiter:

"Dieser Angriff erfolgt inmitten der katastrophalen Folgen des anhaltenden israelischen Angriffs auf Gaza, der durch die unerbittliche Ermordung von Zivilisten, erzwungene Hungersnot und die Auslöschung ganzer Gemeinden gekennzeichnet ist."

Der CPJ-Verband informierte in einem aktualisierten Artikel, dass im Zeitraum 2023 bis in die Gegenwart seitens des IDF "186 Journalisten und Medienmitarbeiter in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten sowie im Libanon getötet" wurden.

Zu Beginn der Vorwoche hatte Netanjahu angekündigt, den kompletten Gazastreifen besetzen zu wollen, dies unter Fortführung der verheerenden militärischen Aktionen seitens der IDF gegen die Zivilbevölkerung.

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