Israel startet Bodenoffensive im Gazastreifen

Nachdem Israel bereits am Dienstag die mit der Hamas ausgehandelte Waffenruhe durch Luftangriffe auf den Gazastreifen gebrochen hatte, bei denen Hunderte Menschen getötet wurden, startete es eigenen Angaben zufolge am Mittwoch eine Bodenoffensive.

Israel hat am Mittwoch eigenen Angaben zufolge eine neue Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen und damit das erst im Januar unter US-Vermittlung ausgehandelte Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas faktisch beendet.

Die "begrenzte Operation" im Norden des Küstengebiets habe das Ziel, den sogenannten Netzarim-Korridor wieder einzunehmen, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Aus diesem hatte sich Israel Anfang Februar in Umsetzung der Vereinbarungen mit der Hamas zurückgezogen. Später hieß es auch, dass gezielte Bodenoperationen im Zentrum und im Süden Gazas begonnen hätten.

Al Jazeera meldet inzwischen, dass die Besetzung des Netzarim-Korridors bereits vollendet sei. 

Schon am Dienstag hat Israel Luft- und Raketenangriffe auf den Gazastreifen wieder aufgenommen. Dabei sollen palästinensischen Angaben zufolge mehr als 400 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden sein. Nach Angaben von Al Jazeera handelt es sich um 436 getötete Palästinenser, darunter 183 Kinder. Die Angriffe erfolgten offenbar an mehreren Orten gleichzeitig, darunter im nördlichen Gazastreifen, in Gaza-Stadt sowie in Deir al-Balah, Chan Yunis und Rafah im zentralen und südlichen Gaza.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bestätigte in einer Erklärung am Dienstag, das Militär angewiesen zu haben, die Angriffe wieder aufzunehmen. Sie seien eine Reaktion auf die "wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat", so Netanjahu.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz kündigte überdies eine deutliche Ausweitung der Bodenoperation an. Israel bereite sich darauf vor, die neue Militäroffensive auszuweiten, teilte Katz mit. Davor wolle man Palästinenser aus Kampfzonen im Gazastreifen "evakuieren".

Unterdessen stößt die militärische Eskalation in Gaza auch in Israel auf Kritik und Protest. So sagte Ori Goldberg, ein israelischer Politikanalyst, gegenüber Al Jazeera, Israels Vorgehen im Gazastreifen sei von innenpolitischen Erwägungen getrieben, ihm fehle eine langfristige Strategie: 

"Ich glaube nicht, dass Netanjahu berechnend ist, ich glaube, Netanjahu hat sich auf eine Vorgehensweise festgelegt, die von ständiger Eskalation spricht, und ich denke, dies ist der nächste Schritt", so Goldberg.

Dies unterscheide sich nicht von allem, was Israel bereits getan habe. Goldberg fügte hinzu, dass jedes israelische Gerede über einen Sieg über die Hamas "wahnhaft" sei.

Die UNO bestätigte Angaben, wonach ein bulgarischer Staatsangehöriger im Dienste der Organisation im Zuge der jüngsten israelischen Angriffe getötet wurde. 

In einer von seinem stellvertretenden Sprecher herausgegebenen Erklärung erklärt Antonio Guterres, dass er "alle Angriffe auf UN-Personal auf das Schärfste verurteilt und eine umfassende Untersuchung" fordere. Bei einer Explosion in einem Gebäude, in dem UN-Mitarbeiter untergebracht waren, wurden am Mittwoch neben dem getöteten Mitarbeiter fünf weitere verletzt.

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