Geiselangehörige kritisieren Netanjahu: Israel führt neue Waffenruhegespräche vorerst auf Sparflamme

Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln werfen der israelischen Regierung von Benjamin Netanjahu vor, aus innenpolitischem Kalkül nicht entschlossen genug in die nächste Runde der Waffenstillstandsgespräche mit der Hamas zu gehen.

Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln werfen der Netanjahu-Regierung vor, die nächste Runde der Waffenstillstandsgespräche mit der Hamas nicht entschlossen genug anzugehen. Sie kritisieren das eingeschränkte Mandat der israelischen Verhandlungsdelegation in Katar und warnen vor einem Wiederaufflammen des Gaza-Krieges.

Bei den indirekten Gesprächen in Doha, bei denen Katar, Ägypten und die USA als Vermittler auftreten, geht es um die zweite Phase des Waffenstillstands, die Ende des Monats beginnen soll. Diese soll zum endgültigen Ende des Krieges und zur Freilassung der noch lebenden Geiseln führen. Kritiker werfen Netanjahu vor, entsprechende Schritte aus Rücksicht auf die politische Rechte in Israel hinauszuzögern. Falls diese im Falle einer vollen Waffenruhe wie angekündigt das Kabinett verlässt, verliert der Ministerpräsident seine Mehrheit.

Ein Mitglied des Hamas-Politbüros, Basem Naim, sagte dem arabischen Sender Al Jazeera, die palästinensische Gruppe sei bereit dazu, alle Hürden für die Umsetzung des Abkommens aus dem Weg zu räumen. Allerdings wende Tel Aviv "schmutzige Tricks" an und unterlaufe damit die Abmachung. Dass Hilfslieferungen verzögert und weiterhin Palästinenser im Gazastreifen getötet würden, gefährde den mühsam ausgehandelten Deal.

Mit der Freilassung von drei israelischen Geiseln und 183 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen am Samstag wurde eine weitere Teilvereinbarung erfüllt. In einem zweiten Schritt sollte sich die israelische Armee in der Nacht auf Montag aus dem sogenannten Netzarim-Korridor zurückziehen, der den abgeriegelten Gazastreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. In einer dritten Phase der Waffenruhe sollen die Leichen der getöteten Geiseln repatriiert und mit dem Wiederaufbau des Gazastreifens begonnen werden.

Hunderte Palästinenser und Verwandte der freigelassenen Gefangenen versammelten sich gestern im Mahmoud Darwish Museum in Ramallah, um die freigelassenen Gefangenen zu begrüßen und ihre Freilassung mit palästinensischen Flaggen zu feiern, berichtet Wafa.

Al Jazeera schreibt, dass sieben freigelassene Palästinenser zur sofortigen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht wurden, während andere über die schrecklichen Bedingungen in israelischen Gefängnissen berichteten.

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