Die aktuelle Lage in Syrien: Assad kündigt Gegenoffensive an

Nach dem Vormarsch islamistischer Rebellen im Nordwesten Syriens hat Damaskus eine Gegenoffensive zur Rückeroberung Aleppos angekündigt. Washington hält sich raus: Die USA führen die Verwundbarkeit des syrischen Staates auf seine "Abhängigkeit von Russland und Iran" zurück.

Die Syrische Arabische Armee (SAA) kündigte am Samstag einen Gegenangriff an, um Aleppo zurückzuerobern, nachdem Kämpfer der mit Al-Qaida verbundenen Hayat Tahrir al Sham (HTS) in der Nacht zuvor in die Stadt eingedrungen waren und einen Großteil der Stadt erobert hatten.

Der überraschend schnelle Vormarsch von Terroristen im Nordwesten Syriens setzt Präsident Baschar al-Assad nach Jahren des weitgehenden Stillstands im Syrien-Konflikt erheblich unter Druck. Nun will Syrien mit der Unterstützung Russlands und Irans wieder die Oberhand gewinnen: Mithilfe seiner Verbündeten und Freunde sei Syrien in der Lage, die Terrorattacken zurückzuschlagen, sagte gestern al-Assad dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan. Am Sonntag werde der iranische Außenminister Abbas Araghtschi in Damaskus erwartet, um mit seinem syrischen Kollegen die Lage in Aleppo zu besprechen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Irna.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, seine Luftwaffe habe zur Unterstützung der syrischen Armee Angriffe auf die von Westen unterstützten Islamisten geflogen, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Die Angriffe folgten auf den kühnsten Angriff der Islamisten seit Jahren in einem Konflikt, in dem die Frontlinien seit dem Jahr 2020 weitgehend eingefroren waren.

Hayat Tahrir al-Sham (HTS), früher als Nusra-Front bekannt, wird von den USA, Russland, der Türkei und anderen Staaten als terroristische Vereinigung eingestuft. 

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, Sean Savett, beteuerte, dass die USA mit der Offensive nichts zu tun hätten. Das Weiße Haus beobachte die Lage genau und habe in den letzten 48 Stunden Kontakt zu den Hauptstädten der Region gehalten. Sean Savett sagte, Syriens Weigerung, sich auf einen politischen Prozess einzulassen, sowie seine Abhängigkeit von Russland und Iran hätten "die Bedingungen geschaffen, die sich jetzt entfalten, einschließlich des Zusammenbruchs der Linien der Zentralregierung von Assad im Nordwesten Syriens". Damit deuteten die USA an, dass sie Islamisten als Hebel gegen missliebige Staaten nutzen.

Die syrische Armeeführung bestätigte mittlerweile den Vormarsch der Islamisten und erklärte, die Aufständischen seien in weite Teile Aleppos vorgedrungen.
Nachdem die Armee erklärt hatte, sie bereite einen Gegenangriff vor, sind bereits am Samstag Luftangriffe gegen Versammlungen und Konvois der Terroristen in der Stadt durchgeführt worden, wie die syrische Zeitung al-Watan berichtete. 
Das staatliche russische Zentrum für die Versöhnung der feindlichen Parteien in Syrien erklärte, die Raketen- und Bombenangriffe auf die Islamisten hätten "militante Konzentrationen, Kommandoposten, Depots und Artilleriestellungen" in den Provinzen Aleppo und Idlib getroffen. Dabei seien etwa 300 Islamisten getötet worden.

Nachdem Terroristen in einer Blitzoffensive die syrische Millionenstadt Aleppo erobert hatten, erklärte das syrische Militärkommando, die Kämpfer hätten in großer Zahl und aus mehreren Richtungen angegriffen, was "unsere Streitkräfte dazu veranlasst hat, eine Verlegungsoperation durchzuführen, um die Verteidigungslinien zu verstärken, damit der Angriff abgewehrt und das Leben von Zivilisten und Soldaten geschützt werden kann".

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