Die libanesische Hisbollah hat nach Worten ihres Anführers Naim Kassim den US-Vorschlag für eine Waffenruhe mit Israel geprüft und diesbezüglich Anmerkungen gemacht. Die Hisbollah werde sich allerdings auf keine Waffenruhe einlassen, die die Souveränität des Libanons verletze, unterstrich Kassim in einer im Fernsehen übertragenen Rede.
Er bezog sich damit auf einen strittigen Punkt, der in dem aktuellen Entwurf enthalten sein soll und Israel explizit das Recht einräumt, ohne Einschränkung Ziele im Libanon anzugreifen, von denen eine Gefahr für Israel ausgeht.
Kassim bestätigte, dass Verhandlungen über eine Waffenruhe liefen, stellte aber zugleich klar, dass die Hisbollah ihre Angriffe während der laufenden Gespräche nicht aussetzen werde. "Wir werden im Feld bleiben, egal zu welchem Preis", sagte der Hisbollah-Chef. Der Erfolg der Verhandlungen hänge nun von Israels Antwort ab und von der "Ernsthaftigkeit" des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Kassim äußerte sich in der aufgezeichneten Ansprache, die wenige Stunden nach der Ankündigung des US-Gesandten Amos Hochstein ausgestrahlt wurde, er werde sich nach Israel begeben, um einen Waffenstillstand auszuhandeln. Zuvor hatte er sich zwei Tage lang mit libanesischen Vertretern getroffen, darunter auch zweimal mit Parlamentspräsident Nabih Berri, einem Verbündeten der Hisbollah. Der US-Vermittler Hochstein dürfte heute mit Israels Premier Netanjahu über einen Entwurf zur Waffenruhe sprechen.
In seiner Rede drohte der Hisbollah-Chef, dass jegliche Angriffe auf das Zentrum Beiruts mit dem Beschuss Tel Avivs vonseiten der Hisbollah beantwortet würden. Die libanesische Miliz hatte am Montag Raketen auf Tel Aviv abgefeuert, nachdem israelische Bombardements sowohl am Sonntag als auch am Montag das Zentrum von Beirut getroffen hatten, wobei zahlreiche Menschen zu Tode kamen.
Nach dem Inkrafttreten eines Waffenstillstands werde die Hisbollah an der Seite des libanesischen Staates den Wiederaufbau des Libanons unterstützen und ein Akteur auf der politischen Bühne des Libanon bleiben, sagte Kassim, der bei der Nominierung des neuen Präsidenten eine wichtige Rolle spielen wird. Aufgrund der politischen Spaltung im Libanon ist das Amt des Präsidenten seit mehr als zwei Jahren unbesetzt.
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