Medienbericht: Israel bereitet Einmarsch in Libanon vor und hofft auf diplomatische US-Unterstützung

Israel bereitet eine Bodenoperation im Libanon vor, teilte ein hochrangiger Beamter in Washington US-Medien mit. Dafür erhoffen sich die Israelis diplomatische Unterstützung vonseiten der USA, um Iran von einem Vergeltungsangriff auf Israel abzuhalten.

Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) planen einen baldigen Einmarsch in den Südlibanon, berichtete ABC News am Samstag unter Berufung auf einen ungenannten hochrangigen US-Beamten. Der US-Nachrichtensender bezeichnete die angebliche Operation als "sehr begrenzt" und nannte nur wenige Einzelheiten über ihre Art oder den Zeitpunkt ihres Beginns.

Ein US-Beamter erklärte gegenüber Axios, dass Washingtons Priorität jetzt darin bestehe, eine israelische Bodeninvasion im Libanon zu verhindern, eine iranische Beteiligung an den Kämpfen zu verhindern und eine diplomatische Lösung zu finden, die es Zivilisten "auf beiden Seiten der israelisch-libanesischen Grenze ermöglicht, nach Hause zurückzukehren".

Den US-amerikanischen und israelischen Beamten zufolge, die als Quellen der Publikation dienten, forderte der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant in einem Gespräch mit dem Chef des Pentagon, Lloyd Austin, am 26. September die USA auf, "rasche Schritte" zu unternehmen und öffentliche Erklärungen abzugeben, um Iran von einem Angriff auf Israel abzuhalten.

Unterdessen stellen die US-Gesprächspartner von Axios fest, dass Washington unglücklich darüber ist, dass die israelische Seite Beirut ohne US-Genehmigung angegriffen hat.

Das Büro des israelischen Verteidigungsministers teilte mit, dass er und andere führende Militärs die Bereitschaft der IDF zur Ausweitung der "Offensivaktivitäten" an der Nordfront prüfen, berichtete die Times of Israel.

Am Mittwoch kündigte der Generalstabschef der IDF, Generalleutnant Herzi Halewi, in einem Gespräch mit den an der Nordgrenze Israels stationierten Truppen eine mögliche Bodenoperation in dem Nachbarstaat an. Die Luftangriffe gegen Ziele der Hisbollah im Libanon in der vergangenen Woche dienten dazu, das Gebiet "auf die Möglichkeit Ihres Einmarsches vorzubereiten", so der General gegenüber den Truppen.

"Sie werden hineingehen, den Feind dort vernichten und seine Infrastruktur entscheidend zerstören", sagte Halewi und behauptete, die Hisbollah habe Dörfer in "große militärische Außenposten verwandelt, mit unterirdischer Infrastruktur, Aufenthaltsorten und Abschussrampen in unserem Gebiet".

Anfang dieses Monats hat Israel seine Kampagne gegen die schiitische Miliz drastisch ausgeweitet, indem es bei einer Sabotageaktion, die auf die tragbaren Kommunikationsgeräte der Gruppe abzielte, Tausende von Menschen verletzte und anschließend den Südlibanon mit Luftangriffen bombardierte. Die israelischen Angriffe haben nach Angaben der libanesischen Gesundheitsbehörden mindestens 1.300 Menschenleben gefordert.

Der ABC-Bericht erschien nur einen Tag, nachdem Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff auf das Hisbollah-Hauptquartier in einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden war. Die Miliz bestätigte den Tod ihres Anführers am frühen Samstag. Ein Nachfolger Nasrallahs wurde noch nicht benannt.

Israelische Behörden erklärten später am Samstag, fast alle militärischen Führer der Hisbollah seien ausgeschaltet worden. Außerdem wurde eine Liste mit einem Dutzend hochrangiger Kommandeure veröffentlicht, die in den letzten Wochen getötet wurden. Insgesamt wurden nach Schätzungen der USA und Israels bis zu 30 Mitglieder der Hisbollah-Führungsspitze eliminiert. 

Washington reagierte auf Nasrallahs Tod, indem es ihn als "eine Maßnahme der Gerechtigkeit für seine vielen Opfer, darunter Tausende von Amerikanern, Israelis und libanesischen Zivilisten", bezeichnete. Zudem bekräftigte es seine volle Unterstützung für das Recht Israels, sich selbst zu verteidigen, fügte aber hinzu, dass die USA eine Deeskalation des Konflikts anstreben.

Russland hat die israelischen Angriffe im Libanon verurteilt und davor gewarnt, dass sie den gesamten Nahen Osten in einen Krieg stürzen könnten. Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei sagte, dass "alle Widerstandskräfte" die Hisbollah unterstützen und dass sie es sind, die das Schicksal der Region bestimmen werden. Reuters berichtete, dass Chamenei, der als oberste Autorität der Hisbollah gilt, nach der Nachricht von Nasrallahs Tod an einen sicheren Ort gebracht wurde.

Einige Fluggesellschaften haben angesichts der Eskalation den Flugverkehr nach Beirut eingestellt.

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