Nach Pager-Anschlag in Libanon: Türkei plant Stärkung der eigenen Rüstungsindustrie

Nach Angriff auf Hisbollah-Pager will die Türkei ihre eigene Rüstungsindustrie unabhängiger machen. Am Dienstag forderte Erdogan unter anderem die Aufhebung der US-Sanktionen, die einige Rüstungskäufe seines Landes blockieren.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will nach den Explosionen tausender Pager und Funkgeräte der Hisbollah im Libanon mehr in die einheimische Rüstungsindustrie investieren. "Wir haben bei den Terroranschlägen im Libanon gesehen, wie wichtig dies ist. Der Wert der Investitionen in unsere nationale Technologie wurde erkannt. Wir werden unsere Arbeit fortsetzen, bis wir das Ziel einer völlig unabhängigen Türkei in der Verteidigungsindustrie erreicht haben", sagte er bereits am Wochenende bei seiner Rede am Freitag vor der Gendarmerie und anderer Sicherheitskräfte.

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel und dem anschließenden Krieg im Gazastreifen haben sich die Beziehungen zwischen Tel Aviv und Ankara massiv verschlechtert. Das zeigt sich auch in den gegenseitigen Verbalattacken – der türkische Staatschef hatte den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Hitler verglichen.

Der türkische Präsident Erdogan forderte am Dienstag unter anderem die Aufhebung der US-Sanktionen, die einige Rüstungskäufe seines Landes blockieren, sowie anderer "einseitiger" Maßnahmen, die "die Fähigkeit der NATO-Verbündeten" behindern, langfristige bilaterale Handelsziele zu erreichen.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA waren in den letzten Jahren wegen einer Vielzahl von Themen angespannt. Dazu gehören politische Differenzen im östlichen Mittelmeer, in Syrien und im Gazastreifen sowie Ankaras Erwerb russischer S-400-Luftabwehrsysteme, der die US-Sanktionen und den Ausstieg der Türkei aus dem F-35-Kampfjetprogramm im Jahr 2019 zur Folge hatte.

Ankara und Washington streben langfristig ein bilaterales Handelsvolumen von 100 Milliarden US-Dollar an, das bis 2023 auf 30 Milliarden US-Dollar steigen soll.
Während eines Besuchs in New York anlässlich der UN-Generalversammlung sagte Erdogan vor türkischen und amerikanischen Geschäftsleuten, dass er zwar glaube, dass das Ziel erreicht werden könne, die Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie aber aufgrund der verbleibenden Beschränkungen "sehr weit hinter ihrem Potenzial zurückgeblieben" sei.

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