Das israelische Militär teilte am Dienstag mit, es habe in der Nacht dutzende Hisbollah-Ziele im Südlibanon getroffen, einen Tag, nachdem es eine Welle von Luftangriffen gegen die von Iran unterstützte Gruppe gestartet hatte – dem tödlichsten Tag im Libanon seit Jahrzehnten.
Die Hisbollah wiederum erklärte am Dienstagmorgen, sie habe mit der Fadi-Raketenserie mehrere israelische Militärziele angegriffen, darunter eine Waffenfabrik, die 60 km tief in innerhalb Israels liegt. Nach eigenen Angaben wurde die Waffenfabrik gegen 4 Uhr morgens und der israelische Flugplatz Megiddo über Nacht dreimal angegriffen.
Nach fast einem Jahr Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen an seiner Südgrenze verlagert Israel seinen Schwerpunkt auf die Nordgrenze, wo die Hisbollah zur Unterstützung der ebenfalls von Iran unterstützten Hamas Raketen auf Israel abfeuert.
Bei israelischen Luftangriffen in Libanon sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums am Montag 500 Menschen getötet und 1.645 verletzt worden. Unter den Opfern seien auch Frauen, Kinder und Sanitäter. Es ist die höchste Zahl an Toten und Verletzten im Libanon seit Beginn der kriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah vor bald einem Jahr.
Die Regierung in Beirut wirft Israel angesichts der verstärkten Angriffe "einen Vernichtungskrieg in jedem Sinne des Wortes" vor. Israel verfolge einen "destruktiven Plan", um libanesische Dörfer und ländliche Gegenden zu zerstören, sagte der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati in einer Kabinettssitzung.
Am Montag hatte der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant in einem Video angekündigt:
"Wir verstärken unsere Angriffe im Libanon. Die Aktionen werden fortgesetzt, bis wir unser Ziel erreicht haben, die Bewohner des Nordens sicher in ihre Häuser zurückzubringen."
Nach einem der heftigsten grenzüberschreitenden Feuergefechte seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten im Oktober, als der Gaza-Krieg ausbrach, warnte Israel die Menschen im Libanon, Gebiete zu evakuieren, in denen die Hisbollah angeblich Waffen lagert. Nach den Angriffen herrscht bei vielen Libanesen im Süden des Landes offensichtliche Panik.
Das israelische Militär gab an, die Hisbollah im Süden, Osten und Norden des Libanon getroffen zu haben, darunter Raketenwerfer, Kommandoposten und die Infrastruktur der Kämpfer. Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben rund 1.600 Ziele der Hisbollah im Südlibanon und in der Bekaa-Ebene angegriffen.
Angesichts der eskalierenden Spannungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah entsenden die Vereinigten Staaten eine kleine Anzahl zusätzlicher Truppen in den Nahen Osten, teilte das Pentagon am Montag mit, wobei es sich weigerte, die genaue Anzahl oder den Auftrag der entsandten Truppen anzugeben.
Nach der jüngsten israelischen Angriffswelle im Libanon ist offen, wie sich die Eskalation weiter entwickeln wird. Dass die Hisbollah angesichts des militärischen Drucks der IDF ihre Truppen hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht, scheint weiterhin unwahrscheinlich. Israel hat als Kriegsziel ausgegeben, dass zehntausende durch die Kämpfe vertriebene Israelis in Sicherheit in ihre Häuser zurückkehren können. Der Hisbollah-Chef kündigte indes erneut an, die Organisation werde weiter dafür sorgen, dass Israel sein neues Kriegsziel, nämlich die Rückkehr der Israelis in ihre Häuser im Norden, nicht erreichen werde.
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