Israel verlagert seine militärische Stärke nach Norden, um sich auf die Hisbollah zu konzentrieren, so Israels Verteidigungsminister Joaw Galant am Mittwoch in einer Mitteilung, nachdem erneut eingeleitete Explosionen von Pagern und Funkgeräten in einer offensichtlichen israelischen Operation zu Toten und Verletzten geführt hatte.
In einer Rede vor Truppen auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramat David in der Nähe von Haifa teilte Gallant mit, dass nun der Beginn einer "neuen Phase" des Krieges starte. Nach monatelangen Kämpfen gegen die Hamas im Gazastreifen "verlagert sich der Schwerpunkt nach Norden, indem Ressourcen und Kräfte umgeleitet werden", so eine von seinem Büro in den sozialen Medien veröffentlichte Erklärung.
In der Erklärung heißt es weiter:
"Während des fast einjährigen Krieges haben wir im Gazastreifen unter anderem mit zwei Hauptzielen gekämpft – der Zerschlagung der Hamas und der Rückgabe der Geiseln. Wir haben viel erreicht, und wir müssen noch weiter vorankommen."
Seit die israelischen Streitkräfte (IDF) vor fast einem Jahr mit der Bombardierung des Gazastreifens begonnen haben, führte die Hisbollah eine Militärkampagne geringer Intensität gegen Israel. Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah hatte diesbezüglicher Aktivitäten erklärt, dass es sein Ziel sei, die israelischen Streitkräfte in der Nähe der israelisch-libanesischen Grenze zu binden, um ihren Einsatz im Gazastreifen zu verhindern. Israel kündigte daraufhin mehrfach an, als Reaktion auf die Hisbollah-Strategie eine Großoffensive im Libanon zu starten.
Vor weniger als zwei Monaten erklärte der israelische Außenminister Israel Katz, dass sich der jüdische Staat auf einen "totalen Krieg" mit der Hisbollah vorbereite, und fügte hinzu, dass er "nicht ins Detail gehen" wolle, um den "unverhältnismäßigen" Schlag, der einen solchen Krieg eröffnen würde, zu beschreiben. In der gestrigen IDF-Erklärung heißt es wörtlich:
"In der Regel ist es so, dass jedes Mal, wenn wir an einer bestimmten Stufe arbeiten, die nächsten beiden Stufen bereits bereit sind, vorzurücken. In jeder Phase muss der Preis für die Hisbollah hoch sein."
In den letzten zwei Tagen führten Explosionen manipulierter Pager und Funkgeräte im Libanon zu zahlreichen Toten und tausenden Verletzen, darunter Hisbollah-Angehörige, aber mehrheitlich Zivilisten, darunter auch Kinder.
Die erste Anschlagsserie ereignete sich am Dienstag, als Tausende von Pagern, die von Hisbollah-Mitgliedern benutzt wurden, im ganzen Libanon spontan explodierten und mindestens ein Dutzend Menschen, darunter zwei Kinder, töteten und etwa 3.000 weitere verletzten. Eine zweite Welle von Explosionen ereignete sich am Mittwoch, die diesmal auf tragbare Funkgeräte abzielte. Bei den Explosionen vom Mittwoch wurden mindestens 14 Menschen getötet und fast 500 verletzt.
Während sich israelische Offizielle weiterhin nicht zu den Explosionen geäußert haben, haben libanesische, israelische und amerikanische Quellen den israelischen Geheimdienst Mossad als Verantwortliche ausgemacht. Nach amerikanischen und israelischen Quellen, die von der US-amerikanischen Nachrichten-Website Axios befragt wurden, hat der Mossad "Tausende Kommunikationsgeräte in Umlauf gebracht, um die Explosionen als ersten Schlag in einem umfassenden Krieg mit der Hisbollah aus der Ferne auszulösen".
Der Mossad beschloss demnach, die Sprengsätze frühzeitig zu zünden, für den Fall, "dass die Sprengladungen entdeckt und der Plan vereitelt würde", so ein amerikanischer Beamter gegenüber Axios.
Während Gallant und andere israelische Beamte in den letzten Monaten mehrfach mit einer Verstärkung ihrer Kampagne gegen die Hisbollah gedroht haben, folgten den Äußerungen des Ministers am Mittwoch Taten: Die 98. Division der IDF wurde im Laufe des Tages vom Gazastreifen in den Norden Israels verlegt.
In einer Erklärung vom Mittwoch erklärte die Hisbollah, sie mache "den israelischen Feind in vollem Umfang verantwortlich" für die Pager-Angriffe, und versprach Israel eine "schwierige Abrechnung".
Der libanesische Gesundheitsminister Firass Abiad warnte laut Medienberichten davor, dass die Zahl der Opfer der Anschläge vom Mittwoch noch steigen könnte, da die gestrigen Explosionen "immer größere Sprengsätze betrafen, die mehr Schaden anrichteten". Er teilte gegenüber Al Jazeera mit, dass "diejenigen, die schwere Verletzungen erlitten haben, meist schwer betroffen sind".
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