Hunderte Millionen Dollar haben Coke und Pepsi über Jahrzehnte hinweg investiert, um die Nachfrage nach ihren Limonaden in Ländern mit muslimischer Mehrheit – von Ägypten bis Pakistan – zu steigern. Infolge des Coke- und Pepsi-Boykotts der Verbraucher in diesen Ländern werden beide Getränkekonzerne jetzt von lokalen Softdrinkproduzenten herausgefordert.
Der Boykott richtet sich gegen die weltumspannenden Limonade-Marken als Symbole Amerikas und damit auch Israels in Zeiten des Gaza-Krieges. Wie Reuters am Mittwoch berichtet, ist zum Beispiel in Ägypten der Cola-Absatz in diesem Jahr massiv eingebrochen. Lokale Unternehmen wie die Marke V7 hätten gleich dreimal so viele Flaschen ihrer eigenen Erfrischungsgetränke in den Nahen Osten und die gesamte Region exportiert wie im Vorjahr.
Das erklärte laut Reuters auch der V7-Gründer Mohamed Nour in einem Interview. Der ehemalige Coca-Cola-Manager habe das US-Unternehmen nach 28 Jahren im Jahr 2020 verlassen. Wie er mitteilte, werde V7 jetzt in 21 Ländern verkauft. In Ägypten, wo das Produkt erst seit Juli 2023 erhältlich ist, sei der Absatz um 40 Prozent gestiegen, so Nour.
In Bangladesch zwang ein Protestaufruf Coca-Cola, eine Werbekampagne gegen den Boykott abzusagen. Und im gesamten Nahen Osten verpuffte das schnelle Wachstum von Pepsi nach dem Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober. Marktanalysten sagen zwar, dass es schwierig ist, die Umsatzeinbußen in Dollar zu beziffern, und PepsiCo und Coca-Cola haben in mehreren Ländern des Nahen Ostens immer noch wachsende Geschäfte. Aber laut dem Marktforscher NielsenIQ mussten westliche Getränkemarken in der ersten Jahreshälfte in der gesamten Region einen Umsatzrückgang von 7 Prozent hinnehmen.
Verbraucherboykotte reichen mindestens bis zu einem Protest gegen die Sklaverei in Großbritannien im 18. Jahrhundert zurück. Im 20. Jahrhundert wurde diese Strategie im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika eingesetzt und ist durch die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung gegen Israel weit verbreitet worden.
Viele Verbraucher, die Coca-Cola und PepsiCo meiden, berufen sich auf die jahrzehntelange US-Unterstützung für Israel, auch im aktuellen Krieg mit der Hamas. "Einige Verbraucher treffen aufgrund ihrer politischen Auffassung andere Kaufentscheidungen", sagte der Geschäftsführer von PepsiCo, Ramon Laguarta, in einem Interview mit Reuters am 11. Juli. Diese Boykotte wirkten sich auf bestimmte Regionen wie den Libanon, Pakistan und Ägypten aus, so Laguarta.
Coca-Cola erklärte, es finanziere keine militärischen Operationen in Israel oder einem anderen Land. PepsiCo habe auf eine Reuters-Anfrage geantwortet, dass "weder das Unternehmen noch eine unserer Marken mit einer Regierung oder einem Militär in dem Konflikt verbunden sind."
Cola Next, das billiger als Coke und Pepsi ist, änderte im März seinen Werbeslogan in "Because Cola Next is Pakistani" und betonte damit seine lokalen Wurzeln. Die Fabriken von Cola Next könnten den Nachfrageschub nicht bewältigen, sagte Mian Zulfiqar Ahmed, der CEO der Muttergesellschaft der Marke, Mezan Beverages, in einem Interview. Er lehnte es ab, Mengenangaben zu machen.
An den Anti-Coca-Cola-Aktionen beteiligten sich in Pakistan neben Restaurants auch der Verband der Privatschulen in Karachi und Universitätsstudenten. Damit sei der gute Ruf von Coca-Cola untergraben worden, den sich das Unternehmen durch das Sponsoring von Coke Studio, einer beliebten Musiksendung in Pakistan, erworben haben soll.
Weitere muslimische Internetportale wie TheIslamicInformation rufen darüber hinaus mittlerweile zum Boykott hunderter internationaler Marken und Markenprodukte auf, weil sie von Israel unterstützt oder finanziert würden. Auf der muslimischen Webseite heißt es dazu in einem aktuellen Aufruf vom Montag:
"Angesichts der Tatsache, dass jeden Tag tausende Palästinenser von israelischen Streitkräften getötet werden, ist es für alle an der Zeit, Marken, die Israel unterstützen, zu boykottieren und ihr grausames Vorgehen zu verurteilen."
Für Muslime sei es sogar eine Pflicht, israelische Produkte und Unternehmen, die Israel unterstützten zu boykottieren, so der Aufruf weiter: "Angesichts der Lage der muslimischen Brüder und Schwestern und der Angriffe auf die Al-Aqsa-Moschee, eine der heiligsten Stätten des Islam, ist es jedoch für jeden Muslim Pflicht, nicht nur israelische Produkte zu boykottieren, sondern auch Marken, die Israel unterstützen." Unter den hunderten in der Boykottliste aufgeführten Unternehmen findet man unter anderem auch: Apple, Amazon, Axel-Springer-Verlag, Audi, BAYER, Daimler, Deutsche Telekom, Facebook, Google, Glaxo Smith Cline (Pharmaunternehmen), IKEA, Lufthansa, Microsoft, Netflix und Shell, um ein paar wenige Beispiele aus der Liste zu nennen.
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