Neues Geiselvideo und Massenproteste in Israel: Hamas droht, Geiseln zu töten

Die Hamas hat damit gedroht, dass die verbliebene Geiseln "in Särgen" zurückkehren werden, wenn Israel weiterhin militärischen Druck gegen die Menschen in Gaza ausübt. Das israelische Militär hatte zuvor die Leichen von sechs weiteren Geiseln im Gazastreifen geborgen.

Die Hamas hat am Montag damit gedroht, dass die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln "in Särgen" zurückkehren werden, wenn Israel weiterhin militärischen Druck gegen die Menschen in Gaza ausübt.

Die "Hartnäckigkeit" von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, "die Gefangenen durch militärischen Druck zu befreien, anstatt eine Vereinbarung zu treffen, bedeutet, dass sie in Särgen zu ihren Familien zurückkehren werden", erklärte der Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas, der Essedin-al-Kassam-Brigaden, Abu Obeida.

Die Hamas hat den Wachen nach eigenen Angaben neue Anweisungen gegeben, wie sie mit den Geiseln umgehen sollen, wenn sich die israelischen Streitkräfte ihren Standorten im Gazastreifen nähern. Die neuen Anweisungen seien nach einer israelischen Rettungsaktion im Juni erteilt worden, sagte ein Sprecher der Gruppe. Damals hatte Israel vier Geiseln bei einer Razzia befreit, es waren dabei aber auch hunderte Palästinenser ermordet und verletzt worden, darunter auch Frauen und Kinder.

"Allein Netanjahu und die Besatzungsarmee tragen die volle Verantwortung für den Tod der Gefangenen, nachdem sie aus Eigeninteresse jeden Gefangenenaustausch behindert und Dutzende von ihnen durch direkte Luftangriffe vorsätzlich getötet haben", teilte die Hamas in ihrer Erklärung mit. 

Knapp elf Monate nach dem Großangriff der Hamas auf Israel barg das israelische Militär eigenen Angaben zufolge am Wochenende die Leichen von sechs weiteren Geiseln im Gazastreifen. Die Geiseln sollen laut israelischen Medien am Freitag oder Samstag getötet worden sein, und zwar durch Kopfschüsse. Die Angehörigen beschuldigten nun Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, nicht rechtzeitig eine Freilassung erwirkt zu haben.

Bereits am Samstagabend, als erste Mutmaßungen über den Fund der Leichen bekanntgeworden waren, war die Stimmung auf den Straßen Israels hochgekocht. Bei den möglicherweise größten Massenprotesten seit Beginn des Gaza-Kriegs forderten in Israel Medienberichten zufolge am Sonntag Hunderttausende ein sofortiges Abkommen mit der Hamas. Auch Israels größter Gewerkschaftsbund schloss sich an und rief zum Generalstreik auf.

Inzwischen hat die Hamas ein neues Geiselvideo veröffentlicht, um mehr Druck auf die israelische Regierung aufzubauen. "Sie haben 1.000 Gefangene im Austausch für Gilad Shalit freigelassen, jetzt verlangen sie für jeden von uns weniger als ein Viertel dieser Zahl … bin ich weniger wert?", fragt die mittlerweile getötete israelische Hamas-Gefangene, Eden Yerushalmi, in dem neuesten von den Kassam-Brigaden veröffentlichten Video.

Nach dem Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen hatte der israelische Oppositionsführer Jair Lapid zu Protesten gegen Benjamin Netanjahus Regierung aufgerufen. "Netanjahu und das Kabinett des Todes haben beschlossen, die Geiseln nicht zu retten", schrieb Lapid auf der Plattform X. Sie seien für den Tod der Geiseln verantwortlich.

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