Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am Donnerstagabend (Mitteleuropäische Sommerzeit) mitgeteilt, dass Israel einer dreitägigen Kampfpause für die Polio-Impfkampagne im Gazastreifen zugestimmt habe. In Kraft treten soll die Feuerpause am 1. September, heißt es in der Mitteilung.
Nach anderen Angaben soll der Gazastreifen in insgesamt drei Regionen unterteilt werden, in denen die Feuerpause zeitlich versetzt für jeweils drei Tage gelten solle.
Der Vertreter der WHO im Gazastreifen Rik Peeperkorn berief sich dabei auf eine Zusage der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat. Ziel sei es, Hunderttausende Kinder gegen Polio zu impfen.
Eine offizielle Bestätigung der Meldung durch die israelischen Behörden liegt noch nicht vor. ARD-Korrespondentin Hanna Resch berichtete unterdessen in einer Zuschaltung zur Hauptausgabe der Tagesschau am Abend, Details der geplanten Polio-Impfungen seien weiterhin ungeklärt. Die Feuerpausen bezögen sich nur "auf gewisse Regionen" im Gazastreifen. Experten zweifelten daher daran, dass es gelingen könne, wie erforderlich 90 Prozent aller Kinder binnen drei Tagen zu impfen.
Dem Sender Al Jazeera gegenüber hat der Analyst Mohamad Elmasry die Nachricht begrüßt, dass Israel humanitären Pausen zugestimmt hat, um die Verabreichung von Polio-Impfstoffen zu ermöglichen. Er betonte zugleich die Notwendigkeit eines nachhaltigen Waffenstillstands.
Elmasry, ein Professor für Medienwissenschaften am Doha Institute of Graduate Studies, fragte in der Zuschaltung:
"Was ist mit all den anderen Bewohnern des Gazastreifens, die jetzt unter einer Vielzahl von Krankheiten leiden und buchstäblich verhungern? Warum nicht ein umfassenderer, nachhaltigerer Waffenstillstand?"
Die Antwort auf diese Frage liege auf der Hand, so der Experte, denn Israel wolle keinen Waffenstillstand, sondern "mehr oder weniger einen unbefristeten Krieg" im Gazastreifen.
Polio-Krankheitserreger in Abwasserproben sind im Gazastreifen erstmals am 20. August gefunden worden. Ein erster Erkrankungsfall wurde bestätigt, mehrere weitere Verdachtsfälle liegen vor. Die WHO forderte seitdem eine Waffenruhe, um eine groß angelegte Impfkampagne durchzuführen.
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