Das akute Risiko eines umfassenderen Krieges im Nahen Osten habe sich etwas verringert, nachdem Israel und die libanesische Hisbollah einander ohne weitere Eskalation beschossen haben. Aber Iran stelle immer noch eine erhebliche Gefahr dar, da Teheran einen Schlag gegen Israel erwäge. Dies sagte der oberste US-General am Montag.
Air Force General C.Q. Brown, Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff, sprach mit Reuters, nachdem er von einer dreitägigen Reise in den Nahen Osten zurückgekehrt war, bei der er nur wenige Stunden, nachdem die Hisbollah hunderte Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert hatte, nach Israel geflogen war.
Brown wies darauf hin, dass der Angriff der Hisbollah nur eine von zwei größeren Angriffsdrohungen gegen Israel sei, die in den letzten Wochen bekannt geworden seien. Auch Iran droht mit einem Angriff, wegen der Ermordung eines Hamas-Führers in Teheran im Juli. Auf die Frage, ob das unmittelbare Risiko eines regionalen Krieges gesunken sei, sagte Brown: "In gewissem Maße, ja."
Er warnte aber auch vor der Gefahr, die von Irans militanten Verbündeten in Ländern wie Irak, Syrien und Jordanien ausgeht, die bereits US-Truppen angegriffen haben, sowie vor den jemenitischen Huthi, die Schiffe im Roten Meer angegriffen und sogar Drohnen auf Israel abgefeuert haben.
"Es gab zwei Dinge, von denen man wusste, dass sie passieren würden. Das eine ist bereits geschehen. Jetzt hängt es davon ab, wie sich die zweite Sache entwickeln wird", sagte Brown während eines Fluges von Israel aus.
Der US-General betonte: Welche Pläne das iranische Militär auch immer haben möge, die Entscheidung liege bei der politischen Führung in Teheran.
"Sie wollen etwas tun, das eine Botschaft sendet, aber sie wollen auch nicht etwas unternehmen, das einen breiteren Konflikt auslösen würde."
Irans Generalstabschef Mohammed Bagheri sagte am Montag, sein Land werde selbst entscheiden, wann es Rache nehme. "Dieses Ereignis darf nicht in Vergessenheit geraten, und die Rache (...) ist gewiss", unterstrich er.
Brown reiste am Montag zum Nordkommando des israelischen Militärs, wo er über die Bedrohungen an den Grenzen Israels zum Libanon und zu Syrien informiert wurde. In Tel Aviv traf er den israelischen Verteidigungsminister Joaw Gallant und den Generalstabschef Generalleutnant Herzi Halewi.
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