Israels Stromnetz ist anfällig für einen Angriff der Hisbollah. Bei einem möglichen Krieg könnte die Hisbollah in 72 Stunden Israel durch Angriffe auf dessen Strominfrastruktur "unbewohnbar" machen, berichtete Haaretz. Nach Ansicht des Geschäftsführers eines Unternehmens, das die israelischen Stromnetze im Auftrag der Regierung verwaltet und überwacht, ist Israel auf einen Krieg mit der Hisbollah, der wahrscheinlich die Strominfrastruktur des Landes treffen würde, völlig unvorbereitet.
Shaul Goldstein, Leiter des unabhängigen israelischen Netzbetreibers Noga äußerte sich diesbezüglich auf einer vom Institut für nationale Sicherheitsstudien (INSS) organisierten Konferenz in der südlichen Stadt Sderot. Er sagte, dass Israel nach 72 Stunden ohne Strom "unbewohnbar" sein würde. "Wenn man sich unsere gesamte Infrastruktur ansieht, die Glasfasern, die Häfen – und ich werde nicht auf die sensiblen Dinge eingehen – dann sind wir in keiner guten Lage."
Am Donnerstag stellte Reuters fest, dass die Hisbollah wahrscheinlich mehr als 150.000 Raketen und Flugkörper verschiedener Typen und Reichweiten besitzt. Die Hisbollah verfügt nach eigenen Angaben über Raketen, die alle Gebiete Israels treffen können, darunter Präzisionsraketen, Drohnen, Panzerabwehr-, Flugabwehr- und Schiffsabwehrraketen. Israel und die Hisbollah haben in den vergangenen Tagen zunehmend feindliche Drohungen ausgetauscht.
Die Hisbollah lenkte kürzlich Aufklärungsdrohnen nach Israel. Die Abwehrversuche der israelischen Armee blieben vergeblich. Die Bilder sollen etwa den Hafen von Haifa und andere wichtige strategische Orte in der Gegend zeigen und von einer Drohne aufgenommen worden sein. Die Hisbollah-Bilder wurden zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, als der US-Gesandte Amos Hochstein Gespräche im Libanon führte, um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zu erzielen.
Wie Haaretz schrieb, warnte Hochstein vor der Möglichkeit, dass ein Krieg mit der Hisbollah zu einem großangelegten iranischen Angriff auf Israel führen könnte, der von Israels Verteidigungssystemen nur schwer abgewehrt werden könnte, und zwar in Verbindung mit einem möglichen Großbeschuss der Hisbollah aus dem Libanon.
Die israelische Führung droht seit Monaten damit, die Zerstörung des Gazastreifens auf den Libanon zu übertragen, falls die Hisbollah ihre Angriffe aus dem Norden, die zur Evakuierung von rund 200 000 Siedlern führten, nicht einstellt. Am Mittwoch gab die israelische Armee bekannt, dass ihr Nordkommando Einsatzpläne für einen Krieg mit dem Libanon genehmigt hat.
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