Die Videos, die in vergangenen Tagen aus dem hohen Norden Israels in den sozialen Medien geteilt wurden, zeigen dichten Rauch und meterhohe Flammen. 48 Stunden lang brannte es auf den israelisch besetzten Golanhöhen und in weiteren Ortschaften im Norden Israels. Der Auslöser war ein Raketenfeuer der Hisbollah aus dem Libanon. Dutzende Geschosse feuerte die Hisbollah am Wochenende auf Israel. Aufgrund der Trockenheit und der hohen Temperaturen im Land – in vielen Regionen kletterten diese jüngst auf weit über 30 Grad – lösten die Geschosse Brände aus.
Der Erfolg der jüngsten Raketenangriffe ist auf den Einsatz der neuen Taktik der Hisbollah zurückzuführen, wonach die schiitische Organisation in der ersten Phase seiner Operation mehrere Batterien des Abwehrsystems Iron Dome erfolgreich angegriffen hatte. Die Hisbollah zielte kürzlich während ihrer Operation unter anderem auf Israels Iron Dome auf der Militärbasis Ramot Naftali.
Man sei zu einer "extrem mächtigen" Reaktion auf die Attacken der Hisbollah bereit, erklärte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei einem Besuch der Region am Mittwoch. Zuvor hatte Armeechef Herzi Halevi erklärt, man sei nahe dran, eine Entscheidung darüber zu treffen, wie man mit der Hisbollah umgehen wolle.
Die USA haben vor einer "Eskalation" der Kämpfe an Israels Nordgrenze zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah im Libanon gewarnt. Washington wolle "keine Eskalation des Konflikts", betonte der Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch.
Miller erklärte, die USA hätten Verständnis für Israels "unhaltbare Situation" an seiner Nordgrenze. Aufgrund "andauernder Angriffe der Hisbollah" in der Region könnten zehntausende geflüchtete Israelis nicht in ihre Häuser zurück, weil es dort "nicht sicher" sei. Rund 80.000 Menschen sind seit dem Beginn des Gaza-Kriegs weiterhin Binnenflüchtlinge in Israel. Die vom Iran unterstützte Hisbollah hat seit dem Tag nach Kriegsbeginn täglich grenzüberschreitende Angriffe zur Unterstützung der Hamas durchgeführt und dabei abertausende Einwohner im Norden Israels zur Evakuierung gezwungen.
Die unmittelbare Gefahr eines womöglich bevorstehenden Krieges mit dem Libanon wies Miller jedoch zurück, nachdem Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sich zu einer Bereitschaft seines Landes für eine "sehr intensive Operation" an der Grenze zum Libanon geäußert hatte. "Die Äußerungen der israelischen Regierung, dass sie zu einer Militäroperation bereit sei, wenn dies notwendig sei, sind etwas anderes als eine Entscheidung, eine Militäroperation auszuführen", relativierte Miller die Aussagen der israelischen Funktionäre.
Nach acht Monaten Krieg in Gaza – angetreten unter der Prämisse, die Hamas zu zerstören und die über 200 israelischen Geiseln zu befreien – sind die Erfolge nur dünn: Lediglich drei Geiseln konnten vom Militär im Laufe der Zeit befreit werden. Und die Truppen kämpfen immer wieder an denselben Orten gegen die Hamas – Orte, die zuvor bereits als geräumt galten, wie etwa Chan Junis. Unter diesen Umständen intensiviert Hisbollah auch seine Angriffe auf Israel.
In Israel wird die Gefahr eines Krieges mit der Hisbollah als hoch bewertet. Die Verantwortlichen in Tel Aviv sind sich darüber im Klaren, dass die Hisbollah über eine wesentlich größere militärische Schlagkraft verfügt als etwa die Hamas. Immer wieder gibt es daher Stimmen in Politik und Militär, die einen Präventivschlag gegen die Miliz nicht ausschließen wollen.
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