Vor Militäreinsatz: Israel beginnt "Evakuierung" von Rafah

Ungeachtet der Proteste steht offenbar Israels Bodenoffensive auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen bevor. Nun hat die israelische Armee mit der Evakuierung der Einwohner begonnen. Auch die westlichen Verbündeten hatten Israel vor einem militärischen Vorgehen gegen die mit Flüchtlingen völlig überfüllte Stadt gewarnt.

Die israelischen Streitkräfte (IDF) haben am Montag mit der Evakuierung der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen begonnen. Die Armee forderte die Einwohner der östlichen Teile der Stadt dazu auf, sich in ein einige Kilometer nördlich gelegenes Lager bei dem Dorf al-Mawasi am Mittelmeer zu begeben. Laut einem Bericht von Al Jazeera sind die Gebiete, wohin sich die Einwohner und Flüchtlinge in Rafah begeben sollen, ebenfalls unsicher. Der Sender spricht von "ständigen Angriffen" auf das gekennzeichnete "humanitäre Gebiet".

Hintergrund der Evakuierung ist eine lange angekündigte israelische Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah, durch die auch dort befindliche Einheiten der Hamas zerschlagen werden sollen. Israel bezeichnet den Einsatz als unumgänglich, um die Kampffähigkeit der Hamas endgültig zu zerstören und in Rafah vermutete israelische Geiseln zu befreien. Indirekt in Kairo geführte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln im Austausch für palästinensische Häftlinge waren zuvor ohne Ergebnis geblieben.

Israels westliche Verbündete hatten die Regierung unter Benjamin Netanjahu seit Monaten eindringlich vor einer derartigen Offensive in Rafah gewarnt. In der Stadt an der Grenze zu Ägypten leben unter zum Teil schwierigsten Bedingungen Hunderttausende palästinensischer Flüchtlinge, die aus anderen, bereits zerstörten Orten des Landstrichs nach Rafah geflohen waren. Rafah gilt als die einzige Stadt am Südende des Gazastreifens, die noch weitgehend intakt geblieben ist.

Wie das Wall Street Journal berichtet, wollen die israelischen Streitkräfte ihre Offensive auf Rafah in Etappen durchführen. Für die Evakuierung der Einwohner seien zwei bis drei Wochen veranschlagt, für die eigentliche Offensive dann sechs Wochen.

Der militärische Arm der Hamas hatte am Sonntag Raketen auf den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom gefeuert und dabei drei israelische Soldaten getötet. Kerem Schalom ist der wichtigste Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern aus Israel in den Gazastreifen.

Nach dem Angriff schloss die israelische Armee diesen Übergang vorübergehend für humanitäre Transporte. Die IDF bombardierten nach eigenen Angaben einen Ort in der Nähe des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten, von dem der Angriff der Hamas ausgegangen sein soll.

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