Israelische Streitkräfte entdecken Hamas-Tunnel unter UN-Palästinenserhilfswerk in Gaza

Im Streit mit dem Palästinenserhilfswerk UNRWA sieht Israel nun seinen Verdacht bestätigt, wonach die UN-Organisation mit der Hamas zusammenarbeitet. Nach eigenen Angaben hat die israelische Armee unter dem UNRWA-Sitz in Gaza einen 700 Meter langen Tunnel entdeckt.

Israels Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben nach eigenen Angaben unter dem Sitz des Palästinenserhilfswerks UNRWA in Gaza einen Hamas-Tunnel entdeckt. Wie aus der entsprechenden IDF-Mitteilung vom Samstag hervorgeht, soll sich der Eingang in das unterirdische Infrastrukturobjekt in der Nähe einer von der UN-Organisation betriebenen Schule befinden. Demnach verlaufe der Tunnel in einer Tiefe von 18 Metern und sei 700 Meter lang. Die elektrische Infrastruktur der Unterführung sei mit dem UNRWA-Sitz verbunden, was darauf hindeute, dass sie von UNRWA-Installationen mit Strom versorgt worden sei. Als Beleg veröffentlichte das israelische Militär ein Video, das in der Einrichtung aufgenommen worden sein soll.

Im Tunnel seien diverse Aufklärungsmittel beschlagnahmt worden, hieß es weiter. Die entdeckten Daten und Dokumente würden die Nutzung des UNRWA-Büros durch Hamas-Terroristen bestätigen. Die Unterführung sei mit explosionssicheren Türen versehen gewesen. Im Bürogebäude selbst habe man eine große Menge an Waffen, darunter Gewehre, Munition, Granaten und Sprengstoff entdeckt, hieß es in dem IDF-Eintrag auf der Plattform X.

UNRWA dementiert Zusammenarbeit mit Hamas

Das UN-Palästinenserhilfswerk erklärte angesichts der israelischen Vorwürfe, dass es sein Hauptquartier in Gaza seit dem 12. Oktober nicht mehr nutze. Auf der Plattform X schrieb der UNRWA-Chef Philippe Lazzarini, dass die UN-Organisation nicht gewusst habe, was sich unter ihrem Sitz in Gaza befinde. Über einen Tunnel habe man erst aus den Medien erfahren und könne entsprechende Berichte weder bestätigen noch in irgendeiner Weise kommentieren. Israels Behörden hätten die Organisation nicht offiziell über den angeblichen Tunnel informiert.

"In Zeiten, wo es 'keinen aktiven Konflikt' gibt, inspiziert das UNRWA seine Räumlichkeiten alle drei Monate. Die letzte Inspektion des UNRWA-Gebäudes in Gaza erfolgte im September 2023."

Wann immer in der Vergangenheit ein verdächtiger Hohlraum in der Nähe oder unter einem UNRWA-Gelände gefunden worden sei, habe man sofort Protestbriefe an die Konfliktparteien gerichtet, schrieb Lazzarini weiter. Er verwies zudem darauf, dass das UNRWA eine Hilfsorganisation sei und daher über kein militärisches und sicherheitstechnisches Fachwissen verfüge, um zu inspizieren, was sich unter seinen Räumlichkeiten befinden könnte. In diesem Fall sei eine unabhängige Ermittlung notwendig, die momentan nicht durchgeführt werden könne, da Gaza ein aktives Kriegsgebiet sei, resümierte der UNRWA-Leiter.

Forderung nach Rücktritt des UNRWA-Chefs

Inzwischen bezeichnete Israels Außenminister Israel Katz die Darstellung des UN-Palästinenserhilfswerks als "absurd". In einem Eintrag auf der Plattform X schrieb er sogar von einem Affront gegen den gesunden Menschenverstand und forderte Lazzarini zum Rücktritt auf. Die enge Verstrickung des UNRWA-Büros in die Hamas-Aktivitäten erfordere Katz zufolge ein sofortiges Handeln.

Die UN-Organisation war zuletzt verstärkt in die Kritik geraten. Israel beschuldigte das Hilfswerk mehrmals, mit der Hamas zusammenzuarbeiten. Einigen Mitarbeitern wurde zur Last gelegt, an dem blutigen Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Mehrere Länder, darunter die USA und Deutschland, stellten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an das UNRWA ein. Daraufhin versprach UN-Generalsekretär António Guterres eine umfassende Untersuchung.

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