Die israelische Zeitung Haaretz hat den Krieg Israels gegen die Hamas einem Realitäts-Check unterzogen. Das Ergebnis: Tel Aviv ist weiter vom Erreichen seiner Kriegsziele entfernt als gedacht. Gleichzeitig kündigt die Armee an, härter gegen die Hamas vorzugehen. Als einen von mehreren Gründen führte Haaretz an, Israel sei vom Umfang des Hamas-Tunnelsystems im Gazastreifen überrascht worden.
Die unterirdischen Gänge sind demnach ausgeklügelter als vermutet. Die Führungsspitze der Organisation Hamas sei darin relativ gut vor Angriffen geschützt, heißt es. Sie umgebe sich mit den aus Israel verschleppten Geiseln. Es sei aus diesen Gründen schwierig, sie zu besiegen, schrieb die Zeitung. Neben der Zerstörung der Hamas will Israel mit dem Krieg auch die Freilassung aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln erreichen.
Die Zerstörung der freigelegten Tunnel dauere zudem länger, als es der für den Militäreinsatz angedachte Zeitplan vorgesehen habe, hieß es in dem Bericht weiter.
In den ersten beiden Monaten des Krieges habe es zudem die Annahme gegeben, die Hamas werde aufgrund der hohen Verluste in ihren Reihen aufhören zu kämpfen. Dies sei nicht passiert, und es sei zweifelhaft, ob dies noch geschehen werde.
Mitglieder des militärischen Arms der Hamas kämpften dem Bericht zufolge nach der Zerschlagung ihrer Bataillone im Norden des Gazastreifens nun als Guerilla-Truppen weiter. Die Hamas-Kämpfer tauchten dabei aus Tunneln auf und griffen israelische Soldaten an.
Auch die Bevölkerung im Gazastreifen erhebe sich trotz der katastrophalen humanitären Lage nicht gegen die Hamas. Außerdem sei der Hass auf Israel wohl noch immer größer als die Wut auf die Führung der Hamas, mutmaßte die Zeitung.
Obwohl die Verluste der Hamas deutlich größer als auf israelischer Seite seien, falle es Israel laut Haaretz schwer, einen strategischen Sieg zu erringen. Es bestehe die Gefahr, dass die Kämpfe stagnieren.
In Israel mussten laut Regierungsangaben mehr als 200.000 Menschen ihr Zuhause verlassen, um sich im Süden des Landes vor Angriffen der Hamas und im Norden vor Attacken der libanesischen Hisbollah in Sicherheit zu bringen. In Israel leben rund zehn Millionen Menschen. Auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es im Zuge des Gaza-Krieges immer wieder zu tödlichen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der von Iran unterstützten Hisbollah.
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