Das US-amerikanische und das britische Militär haben am Donnerstag diverse Angriffe auf mehrere vermutete Huthi-Ziele in den von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen gestartet. Dies sei laut US-Wahrnehmungen eine wichtige Reaktion, nachdem die Regierung Biden und der enge Partner Großbritannien in der Vorwoche davor gewarnt hatten, dass die vom Iran unterstützte Gruppe die Konsequenzen der wiederholten Drohnen- und Raketenangriffe auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer tragen müsste.
US-Präsident Joe Biden teilte laut US-Medien mit, er habe die Angriffe "als direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi auf internationale Seeschiffe im Roten Meer" angeordnet. Biden fügte hinzu, er werde "nicht zögern, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Bevölkerung und den freien Fluss des internationalen Handels zu schützen, wenn dies notwendig ist".
In einer offiziellen vom Weißen Haus veröffentlichten Erklärung lauten die Rechtfertigungen der militärischen Aktion wie folgt:
"Heute haben die US-Streitkräfte auf meine Anweisung hin gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich und mit Unterstützung Australiens, Bahrains, Kanadas und den Niederlanden erfolgreich Angriffe auf eine Reihe von Zielen im Jemen durchgeführt, die von Huthi-Rebellen genutzt werden, um die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu gefährden."
Das Zentralkommando der US-Armee (CENTCOM) veröffentlichte Bildmaterial, das Kampfjets in der Nacht beim Start von einem Flugzeugträger bzw. einem Flugfeld auf Zypern und den Abschuss von Raketen von einem Kriegsschiff aus zeigte. In einem X-Posting heißt es dazu:
"Am 11. Januar um 2:30 Uhr (Sanaa-Zeit) führten die Streitkräfte des US-Zentralkommandos in Abstimmung mit dem Vereinigten Königreich und mit Unterstützung von Australien, Kanada, den Niederlanden und Bahrain gemeinsame Angriffe auf Ziele der Huthi durch, um deren Fähigkeit zu beeinträchtigen, ihre illegalen und rücksichtslosen Angriffe auf US-amerikanische und internationale Schiffe und Handelsschiffe im Roten Meer fortzusetzen."
Diese "multinationale Aktion" richte sich alleinig gegen "Radarsysteme, Luftabwehrsysteme sowie Lager- und Abschussanlagen für unbemannte Einweg-Luftfahrzeuge, Marschflugkörper und ballistische Raketen", so der CENTCOM-X-Beitrag darlegend. Der stellvertretende Huthi-Außenminister Hussein Al-Essis teilte unmittelbar am Freitag nach Angaben offizieller Medien der Miliz mit:
"Unser Land wurde einem massiven aggressiven Angriff durch amerikanische und britische Schiffe, U-Boote und Kriegsflugzeuge ausgesetzt."
Aus dem Iran hieß es, der Angriff sei eine klare Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Jemens und ein Verstoß gegen das Völkerrecht, so zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Donnerstag den Außenamtssprecher Nasser Kanaani. Kanaani weiter ausführend: "Diese willkürlichen Angriffe werden zu keinem Ergebnis führen, außer die Unsicherheit und Instabilität in der Region zu schüren".
Saudi-Arabien zeigte sich in ersten Reaktionen "äußerst besorgt" über die Ereignisse der Nacht in der Region des Roten Meeres. Das Außenministerium des Königreichs appellierte laut Medienberichten zu "Zurückhaltung" und der "Vermeidung einer Eskalation". Zuvor hieß es in Stellungnahmen der britischen Regierung:
"Wir müssen den Huthis klarmachen, dass das aufhören muss, und meine einfache Botschaft an sie heute ist: Macht euch auf etwas gefasst."
So der britische Verteidigungsminister Grant Shapps am Mittwoch gegenüber dem britischen Sender Sky News. In einer am Freitagmorgen nach Beginn der Luftangriffe von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung des britischen Premierministers Rishi Sunak heißt es:
"Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Dies kann nicht hingenommen werden."
Die britische Regierung hätte daher mit den USA gemeinsam "begrenzte, notwendige und verhältnismäßige Maßnahmen zur Selbstverteidigung" ergriffen.
Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Sueskanal in Ägypten verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. So teilte der Elektroauto-Hersteller Tesla zum Ende der Woche mit, dass die deutsche Produktion in Grünheide bei Berlin wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer für rund zwei Wochen weitgehend gestoppt werden muss. Da sich die Transportwege verschieben, ist eine Lücke in den Lieferketten entstanden, so Tesla.
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